Flora Steiger-Crawford (1899–1991)

Geb. am 1. September 1899 in Bombay, gest. am 31. Juli 1991 in Zürich

Flora Crawford verbrachte ihre frühe Kindheit in Bombay, wo ihr Vater, ein gebürtiger Schotte, als Leiter einer Firma für Elektrotechnik tätig war. 1904 liess sich die Familie in Zürich nieder. 1919 begann Flora Crawford ein Architekturstudium an der ETH Zürich bei Gustav Gull und Karl Moser. Vielseitig begabt, war sie nur einen vergleichsweise kurzen Abschnitt ihres langen Lebens als Architektin tätig. Dennoch nimmt sie in der Schweizer Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts eine exklusive Stellung ein. 1923 konnte als erste Frau überhaupt ein Architekturdiplom der ETH Zürich entgegennehmen (Abschluss bei Karl Moser). Und ihr erster realisierter Bau, das Haus Sandreuter in Riehen (1924), gehört zu den ersten Beispielen des Neuen Bauens in der Schweiz.

Wie das Haus Sandreuter entstanden die meisten Bauten in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Rudolf Steiger, den sie schon vor der gemeinsamen Studienzeit kennengelernt hatte und mit dem sie nach einer kurzen Anstellung bei Pfleghard & Haefeli 1924 ein Büro in Basel eröffnete (1925 nach Zürich verlegt). An den grossen Bauaufgaben, die Steiger vor allem mit seinen nachmaligen Partnern Max Ernst Haefeli und Werner Max Moser übernehmen konnte, partizipierte Flora Steiger-Crawford aber nur beschränkt. Ausnahmen bilden das Sanatorium Bella Lui in Montana (1928–1930) und das Zett-Haus in Zürich (mit Rudolf Steiger und Carl Hubacher, 1930–1932), für das sie nicht nur den volumetrisch komplizierten Eckbau (Müllerstrasse/Rebgasse), sondern auch den stapelbaren Stuhl aus verchromtem Flacheisen entwarf (1932).

Um 1930 entwickelte Steiger-Crawford teilweise in Zusammenarbeit mit Rudolf Steiger verschiedene Typenmöbel und Lampen vor allem für das Sanatorium Bella Lui und die Wohnbedarf AG in Zürich. 1931 entwarf sie für die Wohnausstellung in der Werkbundsiedlung Neubühl (1930–1932) in Zürich-Wollishofen die Einrichtung eines Webeateliers (zusammen mit ihrer Schwester Lilly Humm-Crawford) und zweier Wohnungen. Während Haefeli Moser Steiger das Kongresshaus Zürich planten, realisierte sie selbständig drei Wohnhäuser am linken Zürichseeufer: 1936/37 die Häuser Widmer und Koelsch in Rüschlikon, 1938 das Haus Güller in Kilchberg. Im selben Jahr gab Flora Steiger-Crawford den Beruf der Architektin zugunsten der Bildhauerei auf. Zwei Jahrzehnte später trat sie noch einmal als Architektin in Erscheinung: beim eigenen Haus an der Bergstrasse in Zürich (1958–1960), das sie zusammen mit ihrem Mann und den beiden Söhnen Peter Steiger und Martin Steiger (Planpartner AG) entwarf.

Bruno Maurer

Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Flora Steiger-Crawford, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/flora-steigercrawford
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Bestand



Die Kunstsammlung Bindella bewahrt den Skulpturennachlass Flora Steigers auf. Ihre Skizzen und Gemälde befinden sich weiterhin im Besitz der Familie Steiger.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Flora Steiger-Crawford, «1900–1923» und «–1960» [Autobiografische Schriften mit einem Anmerkungsapparat von Jutta Glanzmann], in: Flora Steiger-Crawford 1899–1991, Zürich 2003, S. 24–98.

Sekundärliteratur
  • archithese 10 (1980), Nr. 2: Haefeli Moser Steiger.
  • Friederike Mehlau-Wiebking, Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano, Schweizer Typenmöbel 1925–1935. Sigfried Giedion und die Wohnbedarf AG, Zürich 1989.
  • Evelyne Lang, Les premières femmes architectes de la Suisse, Diss., EPF Lausanne, 1992.
  • Petra Stojanik (Hg.), Beiträge zum Diplomwahlfach «Frauen in der Geschichte des Bauens», Bd. 2: Wohnräume und Wohnformen, Zuweisungen und Aneignungen, Zürich 1996.
  • Evelyne Lang Jakob, Steiger Crawford, Flora, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 510–511.
  • Bruno Maurer, Zürcher Architektinnen. Zwölf Porträts – elf Bauten, Ausst.-Kat. Stadelhofer Passage, Zürich 2000 (Das kleine Forum 22).
  • Arthur Rüegg, Rollkorpus Steiger, 1927–1930. Flora Steiger-Crawford und Rudolf Steiger, in: ders. (Hg.), Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert, Basel/Berlin/Boston 2002, S. 122–123 (Biografien S. 436–437).
  • Jutta Glanzmann et al., Flora Steiger-Crawford 1899–1991, Zürich 2003.
  • Sonja Hildebrand, Bruno Maurer und Werner Oechslin (Hg.), Haefeli Moser Steiger. Die Architekten der Schweizer Moderne, Zürich 2007.
  • Christian Brändle, Renate Menzi und Arthur Rüegg (Hg.), 100 Jahre Schweizer Design, Zürich 2014.
  • Zum künstlerischen Werk siehe: Flora Steiger-Crawford, Zürich: Bindella Galleria SA, 2017 (mit Texten von Rudi Bindella, Franz Müller und Peter Steiger), und Franz Müller, Steiger-Crawford, Flora, in: SIKART. Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2020.