Fritz Maurer (1919–2003)

Geb. 19. Juni 1919 in Schlossrued AG, gest. 27. Juli 2003 in Zürich

Fritz Maurer schloss 1939 an der Gewerbeschule Aarau eine Lehre als Möbelschreiner ab und war danach in verschiedenen Werkstätten tätig. 1943-1947 absolvierte er die Abteilung für Innenausbau der Kunstgewerbeschule Zürich. Nach längeren Studienaufenthalten in Schweden und Dänemark, mit Kursen an der Kunstakademie in Stockholm sowie ersten praktischen Erfahrungen bei Kaare Klint in Kopenhagen, kehrte er 1950 in die Schweiz zurück, wo er als freier Mitarbeiter für die Architekturbüros von Otto Glaus, Hans Bellmann, Jakob Zweifel sowie Hans und Kurt Pfister arbeitete. Ab 1957 betrieb Fritz Maurer ein eigenes Atelier für Innenausbau in Zürich.

Als Autodidakt fotografierte er daneben die Bauten von zentralen Protagonisten der Schweizer Nachkriegsmoderne. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehörten Ernst Gisel, Otto Glaus, Benedikt Huber, Frank Krayenbühl, Claude Paillard und Jakob Zweifel sowie die Gartenarchitekten Ernst Baumann und Willi Neukom, aber auch das Hochbauamt und das Gartenbauamt der Stadt Zürich oder der Glarner Heimatschutz. Die Expo 64 in Lausanne dokumentierte er vom Rohbau bis zu Detailaufnahmen aus den verschiedenen Abteilungen. Publiziert wurden die Architekturfotografien von Fritz Maurer in führenden Zeitschriften wie dem Werkbundorgan Das Werk, der Zeitschrift für Gartenarchitektur Anthos, den von der Eternit AG herausgegebenen Architekturperiodika AC Revue und Cementbulletin und der für ihre hochstehende fotografische Kultur bekannten Zeitschrift Du. Von 1961 bis 1962 unterhielt er unter dem Titel «Der Ausschnitt» eine monatlich im Werk erscheinende Kolumne, in der er sich in Bild und Text mit Fragen der Alltagsarchitektur auseinandersetzte. Diesem Interesse für Phänomene der anonymen Gestaltung ging er unter anderem mit einer Fotostrecke für den Aufsatz «Architektur des Zufalls» von Benedikt Huber weiter nach.

Neben der Dokumentation von ganzen Werkzyklen und von herausragenden Einzelbauten wie etwa dem Kloster La Tourette von Le Corbusier bildeten der zeitgenössische Kirchenbau in der Schweiz sowie das Bauen mit Eternit weitere Schwerpunkte im fotografischen Werk von Fritz Maurer. Für die Revue Schweiz, die Zeitschrift der Schweizerischen Verkehrszentrale, entstand zudem eine ganze Reihe von Landschafts- und Naturfotografien. Ein wichtiges Anliegen war Maurer zudem die Vermittlung der zeitgenössischen dänischen Architektur- und Designströmungen. So fotografierte er in den 1960er Jahren unter anderem für verschiedene diesbezügliche Ausstellungen in der Schweiz sowie für den dänischen Stararchitekten Jørn Utzon. Die Tausenden im Nachlass von Fritz Maurer erhaltenen Aufnahmen vermitteln vor allem für die Deutschschweiz einen repräsentativen Einblick in rund dreissig Jahre Architekturgeschichte. Ungewöhnlich oft inszenierte er dabei mit seiner Kamera auch Innenräume.

Daniel Weiss

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandesbeschrieb Fritz Maurer, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2011, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/fritz-maurer
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Bestand


Der architekturbezogene Teilnachlass von Fritz Maurer im gta Archiv umfasst das Negativarchiv mit fotografischen Dokumentationen zu über 400 Bauten und Projekten von rund 40 Architekten sowie verschiedene thematischen Fotoserien, diverse Kontaktkopien sowie Vintage Prints, Ausstellungstafeln, eigene Artikel und Aufsätze sowie vereinzelte Materialien zu eigenen Projekten als Innenarchitekt. Im Einzelnen umfasst der Bestand 13 Archivschachteln und 26 Ausstellungstafeln.

Weitere Bestände im gta Archiv:
  • umfassende Dokumentation der Bauten und Projekte von Otto Glaus inklusive Negativarchiv im Nachlass Otto Glaus
  • zahlreiche Vintage-Prints in den Nachlässen von Ernst Gisel und Jakob Zweifel

Bestände in anderen Archiven:
  • Fotografische Dokumentation zur Expo 64 in Lausanne in den Archives de la Construction Moderne ACM der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne EPFL
  • Fotos von Bauten in den Kantonen Tessin und Graubünden in der Fotostiftung Graubünden

Ausgewählte Literatur


Zahlreiche Fotografien von Fritz Maurer finden sich unter anderem in:
  • Fritz Maurer, «Der Ausschnitt», in: werk, Jg. 48/49, 1961/62, Chronik.
  • Benedikt Huber, «Architektur des Zufalls, in: werk, Jg. 50, Nr. 7, Juli 1963. S. 264-270.
  • Richard Zürcher, Alt-Winterthur. Ein Architekturführer, Winterthur, Buchdruckerei Winterthur AG, 1964.
  • Construire une exposition = Eine Ausstellung bauen = Building an exhibition, hrsg. unter Mitwirkung der Landesausstellung unter der Leitung von Albert Camenzing, Lausanne, Marguerat, 1965.
  • Ernst Gisel. Architekt, Bruno Maurer/Werner Oechslin. (Hrsg.) Zürich, gta Verlag, 1993.
  • Ueli Lindt, Otto Glaus. Architekt, Basel, Birkhäuser Verlag,1995 (2., überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage, 2010).
  • Martin Schlappner, Jakob Zweifel, Architekt. Schweizer Moderne der zweiten Generation. Baden, Lars Müller, 1996.
  • Claude Paillard. Bauten und Projekte 1946-1997, Hannes Ineichen (Hrsg.), Monografien Schweizer Architekten und Architektinnen, Bd. 5, Blauen, Schweizer Baudokumentation, 2002.