Eugen Zeller begann 1905 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich. Zu seinen Lehrern gehörte unter anderem der Illustrator und Grafiker Eduard Stiefel. Er lernte hier Otto Meyer-Amden, Paul Bodmer, Hermann Huber und Reinhold Kündig kennen, die sich später zu einem avantgardistischen Künstlerkreis formierten. Zeller holte die Maturität nach und studierte an der ETH Zürich Architektur, wo er 1914 bei Alfred Friedrich Bluntschli diplomierte. Von etwa 1911 bis in die 1920er Jahre hinein zeichnete er Bauaufnahmen und Illustrationen, unter anderem für die Reihe Das Bürgerhaus in der Schweiz. Mit einem Aufenthalt in Amden 1915/16 begann Zeller eine freie künstlerische Tätigkeit vor allem als Zeichner. In den 1930er und 1940er Jahren arbeitete er als Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich und am Lehrerseminar Küsnacht ZH.
Begleitnotiz Alfred Friedrich Bluntschlis zu Eugen Zellers Diplomarbeit, 23. Juli 1914
Begleitnotiz Alfred Friedrich Bluntschlis zu Eugen Zellers Diplomarbeit, 23. Juli 1914
Eugen Zeller, Klavierspieler. Bleistiftzeichnung, 1919. Reproduktion von Ernst Linck
Eugen Zeller, Klavierspieler. Bleistiftzeichnung, 1919. Reproduktion von Ernst Linck
1925 nahm Sigfried Giedion mit Zeller Kontakt auf. Es folgten Briefwechsel und persönliche Treffen, die anhand der Unterlagen im gta Archiv ungefähr bis zum Zeitpunkt eines monografischen Aufsatzes Giedions über Zeller und dessen Beteiligung an einer Ausstellung von Zürcher Künstlern im Kunsthaus Zürich 1927 nachgewiesen werden können. Möglicherweise war der Kontakt über Otto Meyer-Amden zustande gekommen, dessen Kreis 1914 mit den Wandmalereien im Neubau der Universität Zürich von Karl Moser für einen öffentlichen Eklat gesorgt hatte. Giedion rezensierte die Arbeiten dieser Gruppe von Künstlern in den 1920er Jahren, zum Teil auch ablehnend (wie etwa den Fraumünsterzyklus von Paul Bodmer). Zeller gestand er «in der scharfen Diszipliniertheit des Striches und der fast mikroskopisch-präzisen Durchzeichnung» eine Sonderstellung zu und bemängelte lediglich dessen fehlende Auseinandersetzung mit der Abstraktion (Giedion 1927, Manuskript).
Als wichtiger Schweizer Vertreter einer neusachlichen Kunst an der Grenze zum Surrealismus wurde Eugen Georg Zeller 1979 und 2017 in thematischen Ausstellungen gewürdigt.
Eugen Zeller, Park. Bleistiftzeichnung, 1921. Reproduktion von Ernst Linck
Eugen Zeller, Park. Bleistiftzeichnung, 1921. Reproduktion von Ernst Linck
Sigfried Giedion, Besprechung einer Ausstellung im Kunsthaus Zürich, Typoskript, Januar 1927
Sigfried Giedion, Besprechung einer Ausstellung im Kunsthaus Zürich, Typoskript, Januar 1927
Ansichtskarte Eugen Zellers an Sigfried Giedion, 17. Juli 1928
Bestand
Pläne 1911–1914 (Diplomarbeit ETH und zwei Bauaufnahmen)
In anderen Beständen des gta Archivs
Briefe Zellers an Sigfried Giedion 1925–1928, Besprechungen Giedions von Ausstellungen Zellers, Aufsatz über Eugen Zeller einschliesslich einer Sammlung von Reproduktionen von dessen Zeichnungen 1927 im Nachlass Sigfried Giedion
Einzeldokumente und künstlerische Arbeiten im Staatsarchiv Basel, im Kunstarchiv des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft in Zürich, in der Sammlung des Kunsthauses Zürich und in der Graphischen Sammlung ETH Zürich
Ausgewählte Literatur
Sigfried Giedion, «Eugen Zeller (Bemerkungen zur Zürcher Schule)», in: Neue Schweizer Rundschau XX (1927), Heft 6, S. 606–611, Abb. 2–8.
Max Huber und G. Griot, Eugen Zeller. Zeichnungen und Gemälde. Zürich 1946.
Rudolf Koella (Hg.), Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz 1915–1940, Winterthur 1979.
Andreas Haus, «'Durchspült von Luft'. Sigfried Giedions Architekturfotografie jenseits von 'Neuer Sachlichkeit' und 'Neues Sehen'», in: Werner Oechslin und Gregor Harbusch (Hg.), Sigfried Giedion und die Fotografie. Bildinszenierungen der Moderne, Zürich 2010, S. 74–87 (darin: S. 84).
Tapan Bhattacharya, «Eugen Georg Zeller», in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2014.
Andrea Lutz und David Schmidhauser (Hg.), Neu. Sachlich. Schweiz. Malerei der Neuen Sachlichkeit in der Schweiz, Zürich 2017.
Madeleine Schuppli, Zeller, Eugen Georg, in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 1998/2019.