Pfleghard & Haefeli [Otto Wilhelm Pfleghard (1869–1958), Max Haefeli sen. (1869–1941)]

1897 übernahm Otto Pfleghard (1869-1958) das renommierte Architekturbüro von Heinrich Ernst in Zürich und im Jahr darauf schloss er sich mit seinem Studienfreund Max Haefeli (1869-1941) zur Firma Pfleghard & Haefeli zusammen. Das Büro erlangte schnell überregionale Bedeutung und entfaltete insbesondere in den aufstrebenden Industrie- und Handelsmetropolen Zürich und St. Gallen eine beeindruckende Bautätigkeit. Mit rund 200 ausgeführten Bauten, Preisen bei wichtigen Wettbewerben und ihrer ausgeprägt künstlerischen architektonischen Haltung zählten Pfleghard & Haefeli über mehr als zwanzig Jahre hinweg zu den führenden Architekten der deutschsprachigen Schweiz, eine Tatsache, die sich nicht zuletzt an der Zahl der Besprechungen in der Fachpresse ablesen lässt.

Bis zum Rückzug von Max Haefeli 1925 entstanden neben zahlreichen Villen und Landhäusern auch eine ganze Reihe von Kirchenbauten, städtische Geschäfts- und Warenhäuser, Banken, Bauten für die öffentliche Verwaltung, Schulen, Hotelkomplexe sowie Spitäler und Sanatorien. Während die frühen Bauten noch stark vom Späthistorismus ihres Lehrers Alfred Friedrich Bluntschli geprägt waren, zeigten sich bald Jugendstileinflüsse und im Zeichen der Heimatschutzbewegung begann eine Auseinandersetzung mit regionalistischen Formen. Viele Wohnhäuser von Pfleghard & Haefeli lehnten sich an den englischen Landhausstil an, während sie sich bei repräsentativen Bauten gegen Ende der 1910er Jahre immer stärker an einem strengen Neoklassizismus orientierten. Die grosszügig durchfensterten Fassaden des von Messels Warenhaus Wertheim inspirierten Warenhauses Brann in Zürich oder des betont sachlichen Geschäftshauses Labhart in St. Gallen führten die neuen Möglichkeiten der Stahlbetonkonstruktion beispielhaft vor.

Pionierarbeit leisteten Pfleghard & Haefeli aber insbesondere im Sanatoriumsbau. Im Höhenkurort Davos errichteten sie unter anderem die Sanatorien Schatzalp und Queen Alexandra, die mit ihren Flachdächern, der Stahlbetonkonstruktion und vorgelagerten Balkonen und Loggien neue Massstäbe setzten. Im Sinne des Gesamtkunstwerks entwarf das Büro Pfleghard & Haefeli für seine Bauten auch aufwändige Interieurs, Möbel oder kunstgewerbliche Arbeiten. Genauso befassten es sich aber auch mit Quartier- und Bebauungsplanungen oder errichtete für denselben Bauherrn über Jahre hinweg ganze Ensembles. So entstanden in Uzwil für die Industriellenfamilie Bühler Fabrikanlagen, Verwaltungsgebäude, Villen sowie Angestelltenhäuser und für die Gemeinde zwei Schulen.

Nach 1925 führte Otto Pfleghard das Unternehmen mit seinem Sohn Otto (II.) Heinrich Pfleghard (geb. 8.11.1900 in Zürich, gest. 25.3.1964 in Zürich) bis in die 1950er Jahre weiter. Gemeinsam konnten sie in Zürich und Umgebung unter anderem die Erweiterungen der Warenhäuser Jelmoli und Brann, verschiedene Verwaltungsgebäude und Industriebauten wie das Lagerhaus der Schokoladenfabrik Lindt & Sprüngli in Kilchberg oder das Zollfreilager in Zürich ausführen. Eine interessante Besonderheit stellt ferner die langjährige Tätigkeit von Otto H. Pfleghard für den Schweizerischen Alpenclub SAC dar.

Daniel Weiss

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandesbeschrieb Pfleghard & Haefeli, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2011, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/pfleghard-haefeli
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.


Bestand



Der Büronachlass von Pfleghard & Haefeli umfasst Pläne zu rund 1200 Bauten und Entwürfen aus dem Zeitraum von 1896 bis 1954, einschliesslich der Tätigkeit von Otto Pfleghard und Otto (II.) Heinrich Pfleghard nach dem Ausscheiden von Max Haefeli sen., Planbücher für die Jahre 1901 bis 1939 sowie ein Bestand zu Hüttenbauten des SAC. Fotos und Akten sind nicht erhalten. Die Materialien sind vollständig nach Projekten geordnet und nummeriert, aber erst fragmentarisch erfasst. Im Einzelnen umfasst der Bestand:
  • 930 Planrollen
  • 23 Planschubladen
  • 17 Planbücher

Weitere Bestände im gta Archiv:
  • Nachlassfragment Otto Pfleghard
  • Nachlassfragment Max Haefeli
  • Büronachlass der Gartenarchitekten Froebel (Pläne und zum Teil auch Fotos der Gartengestaltung von über 20 Bauten von Pfleghard & Haefeli)
  • Bestand Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Eidgenössischen Polytechnikums (Fotos von diversen frühen Bauten von Pfleghard & Haefeli)

In der Bibliothek des Baugeschichtlichen Archivs der Stadt Zürich BAZ befinden sich Bändelmappen und Alben, vermutlich aus dem Nachlass von Otto Pfleghard, mit zahlreichen Fotos von Bauten von Pfleghard & Haefeli.

Ausgewählte Literatur


  • Daniel Weiss, «Max Haefeli sen.», in: Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 67, Berlin, De Gruyter, 2010, S. 232-234.
  • Bruno Maurer, «Max Haefeli», in: Gennaro Postiglione et al. (Hrsg.), 100 Häuser für hundert europäische Architekten des zwanzigsten Jahrhunderts, Köln, Taschen, 2004, S. 164–167.
  • Claudia Vosti/Nicole Caminada, Die Warenhäuser Brann und Jelmoli. Zwei unterschiedliche Beiträge zum Zürcher Stadtbild um die Jahrhundertwende und deren Entwicklung, Diplomwahlfacharbeit ETH Zürich, Zürich, 2003.
  • Friederike Katz/Tanja Schneider, Die Sakralräume von Pfleghard & Haefeli, Diplomwahlfacharbeit ETH Zürich, Zürich, 2003.
  • Daniel A. Walser, Pfleghard & Haefeli. Bauten für die Gebrüder Bühler in Uzwil. Eine Identität für einen Bauherren, Diplomwahlfacharbeit ETH Zürich, Zürich, 1999.
  • Quintus Miller, «Pfleghard und Haefeli», in: Isabelle Rucki/Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin, Birkhäuser, 1998, S. 418-419.
  • Othmar Birkner, Bauen und Wohnen in der Schweiz 1850-1920, Zürich, Artemis Verlag, 1975.
  • «Otto H. Pfleghard», in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 82, Nr. 32, 6.8.1964, S. 562-563.
  • W.J. [Walter Jegher], «Otto Pfleghard», in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 76, Nr. 47, 22.11.1958, S. 713-714 (Nekrolog Otto Pfleghard).
  • P.M. [Peter Meyer], «Max Haefeli, Architekt BSA», in: Werk, Jg. 28, Nr. 4, April 1941, S. XIV (Nekrolog Max Haefeli).
  • Carl Jegher, «Max Haefeli», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 117, Nr. 22, 31.5.1941, S. 261-264 (Nekrolog Max Haefeli).
  • C.J. [Carl Jegher], «Campo d’oro – Tusculum eines Architekten. Zu Max Haefelis 70. Geburtstag», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 114, Nr. 23, 2.12.1939, S. 266-274.
  • Carl Jegher: Die baukünstlerische Tätigkeit der Architekten Pfleghard + Haefeli Zürich. Dessau, Verlag Wege und Ziele, 1915.
  • Otto Pfleghard, «Die Geschäftshäuser in Zürich», in: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des eidg. Polytechnikums, 2. Teil: Die bauliche Entwicklung Zürichs in Einzeldarstellungen. Zürich, polygraphisches Institut, 1905, S. 401-416.