1980 wurde Henz als Nachfolger von Walter Custer auf den Lehrstuhl für Architektur und Planung an die ETH Zürich berufen und wurde einer der prägendsten und beliebtesten Professoren der Architekturabteilung (seit 1999 Departement Architektur, D-ARCH). Dort leitete er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1998 Entwurfsklassen im dritten und vierten Studienjahr und betreute Diplome . Er etablierte «Wohnen im gesellschaftlichen Kontext» als Unterrichts- und Forschungsschwerpunkt. Seine Lehre zeichnete sich durch praxisbezogene Fragestellungen sowie den Einbezug von Vertretern aus Wohnwirtschaft und öffentlicher Hand aus. Er legte Wert auf die Zusammenarbeit mit Professoren anderer Disziplinen und mit Kulturschaffenden. Basis bildeten die von ihm initiierten disziplinübergreifenden Forschungs-und Expertentätigkeiten, seine innovativen Wohnbauten (Metron) und der Erkenntnistransfer in eine breite Öffentlichkeit. Frei wählbare Themen für Semester-, Diplom- und Diplomwahlfacharbeiten hatten zum Ziel, Studierende zu Eigeninitiative und zur Formulierung selbstdefinierter Entwurfs- und Forschungsfragen zu ermutigen. Seine Vorlesungsreihe «Wohnen» (ab 1992 gemeinsam mit Susanne Gysi) gehörte stets zu den bestbesuchten an der Architekturabteilung . Sie vermittelte den gesellschaftlichen Kontext, Einblicke in wegweisende Wohnbauten und Entwurfskriterien für zeitgemässen Wohnungsbau.
Bildungspolitik war Henz ein zentrales Anliegen, ab 1980 als Mitglied der Eidgenössischen Bildungskommission zur Frage, wie die Ausbildung von Architekt:innen auf veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse reagieren kann. Es folgten ab 1985 die Mitarbeit in der Studienreformkommission an der Architekturabteilung (mit Gysi) sowie ab 1987 als Präsident in der Studienkommission zur Einführung von Nachdiplomstudien. Ab 1992 leiteten er und Gysi den Nachdiplomstudiengang «Wohnen» (seit 2005 Master of Advanced Studies) nach individuellem Studienplan.
1983 nahm Henz frühere Forschungsthemen und -methoden erneut auf: Die initiierten Projekte basierten auf interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus seiner Zeit bei Metron (Architekt:innen, Ökonom:innen, Soziolog:innen, Sozialpsycholog:innen). Sie waren praxisorientiert, Instituts-, Sprach- und Landesgrenzen überschreitend. Finanziert wurden sie vom damaligen Präsidenten des Schweizerischen Schulrats Maurice Cosandey aus der «Million du Président», fanden doch in den 1980er Jahren interdisziplinäre Projektgesuche in der Forschungskommission der ETH Zürich ebenso wenig Unterstützung wie Startups, noch pflegte die Architekturabteilung eine eigenständige Forschungskultur.
Themenschwerpunkte waren: die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf Anforderungen an Wohnungsbau und Wohnraumversorgung, das Potential von Bauten aus den 1960er Jahren, die Evaluation innovativer Wohnsiedlungen und die Untersuchung aktueller Wohnweisen von der klassischen Kernfamilie im Einfamilienhaus über Alleinerziehende und die Mehrheit der Mieter:innen bis zu Wohngemeinschaften. Daraus leiteten sich Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für die Fachwelt und Entscheidungsträger in Wohnungswesen und Wohnwirtschaft ab. Diese stiessen auf breite Resonanz. Es folgten Einladungen zu handlungs- und entwurfsleitenden Forschungsprojekten wie «Wohnungen für unterschiedliche Haushaltformen» für das Bundesamt für Wohnungswesen, zur Vorbereitung und Durchführung von Wohnbauwettbewerben ebenso wie zur Mitwirkung in der Eidgenössischen Kommission für Wohnungsbau, der Stiftung Domicil, der Schweizerischen Stiftung für hindernisfreies Bauen und der Mitwirkung in Beurteilungsgremien zahlreicher Wohnbauwettbewerbe. Die «Ideenskizze zu einem Kontaktforum für Wohnungsfragen» als eine der Empfehlungen (Bassand/Henz 1988) fasste die gewonnenen Erkenntnisse zusammen.
Basierend auf dem breiten Echo gründeten Alexander Henz, Susanne Gysi und dem Sozialpsychologen Markus Brändle-Stroeh 1990 das ETH Wohnforum mit minimalster finanzieller Unterstützung der Schulleitung. Die grosse Resonanz auf Forschungsarbeiten aus Praxis und Öffentlichkeit, Auftragsforschung und die Nachfrage nach Konzepten, Beratungen und Materialien wie die breit nachgefragte Reihe «Hefte zum Wohnen» ermutigten zu diesem Schritt. Direktaufträge aus Wohnwirtschaft und öffentlichen Institutionen wie dem Bundesamt für Wohnungswesen, der Christoph Merian Stiftung oder der Stiftung für Studentisches Wohnen riefen nach Fortführung und Ausbau bisheriger Forschungsschwerpunkte. Wohnen als Querschnittsthema blieb über die Emeritierung von Henz in Lehre und Forschung Schwerpunkt am D-ARCH und am ETH Wohnforum.
Als Mensch, Professor und Vorgesetzter hielt sich Alexander Henz an den Leitsatz der Gedenktafel für Francesco De Sanctis, die sich in der Halle des ETH-Hauptgebäudes befindet: «Prima di essere ingenieri voi siete uomini».
Ausgewählte Literatur: Eigene Schriften
- Zehn Sofortmassnahmen zur Verbesserung der Wohnqualität, in: Elisabeth Michel-Alder und Rudolf Schilling (Hg.), Wohnen im Jahr 2000. Erfahrungen mit neuen Bau- und Wohnformen, Basel 1984, S. 55–76.
- Einsatz- und Verteilungsformen von Telekommunikationstechnologien im Teilsystem Wohnen. ETH Forschungsprojekt MANTO: Chancen und Risiken der Telekommunikation für Verkehr und Siedlung in der Schweiz. Zwischenbericht 2, Teilbereich 2.11, Fachbereich Siedlung., Zürich 1984 (mit Susanne Gysi, Ellen Meyrat-Schlee und Paul Willimann).
- Habitation Horizon 2000. Zur Zukunft des Wohnens: Schlussbericht / Rapport final, Zürich/Lausanne 1988 (mit Michel Bassand).
- Wohnungen für unterschiedliche Haushaltformen / Des Habitations pour different types de ménage, Bern 1988 (Wohnungswesen 43) (mit Martin Albers und Ursina Jakob).
- Bauen und Wohnen – Heute und Morgen, Zürich 1989 (Bildungs- und Schulungsmaterial. Strukturierungsstudie zuhanden der Zürcher Kantonalbank ) (mit Markus Brändle und Susanne Gysi).
- Nachdiplomstudium Architektur. Konzept zur Vertiefungsrichtung Stadtgestaltung, Zürich 1991 (mit Markus Brändle, Susanne Gysi und Urs Maurer).
- Information und Beratung im Schweizerischen Wohnungswesen, Bern 1992 (Konzeptstudie zuhanden des Bundesamts für Wohnungswesen) (mit Susanne Gysi, Markus Brändle und Doris Baumgartner).
- Die Wohnüberbauung Davidsboden in Basel. Erfahrungsbericht über die Mietermitwirkung / La City Davidsboden à Bale. Expériences faires avec la participation à Bale, Bern 1993 (Wohnungswesen 57) (mit Doris Baumgartner und Susanne Gysi).
- Hefte zum Wohnen, Nr. 1: Das Badezimmer, Nr. 2: Die Küche, Nr. 3: Anpassbare Wohnungen, Nr. 4 Der Balkon, Nr. 5: Übergänge im Geschosswohnungsbau, Zürich 1995–1996 (mit Susanne Gysi u. a.).
- Nachhaltige Stadtentwicklung. Ein Evaluations- und Handlungsforschungsprojekt in der Stadt Zürich, Zürich 1998 (mit Margrit Hugentobler, Susanne Gysi, Markus Brändle-Stroeh, Eveline Büttner und Sonja Kundert).
Sekundärliteratur
- Axel Simon (Hg.), Im Rückspiegel. Gestalterinnen und Gestalter erzählen ihr Leben, Zürich 2020, S. 23 (Susanne Gysi), S. 66 (Alexander Henz).
- Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hg.), Zeitgeschichte Aargau 1950–2000, Zürich 2021 (60 Zeitzeugengespräche 2019–2021, u. a. mit Alexander Henz und Susanne Gysi).
- Martin Tschanz, «Ich habe mich stets gegen Vereinfachungen zu wehren versucht», in: Hochparterre 36 (2023), Nr. 5,, S. 40–45.