Karl Egender (1897–1969)
Geb. 25. September 1897 in Burzwiler, Elsass, gest. 18. September 1969 in Meilen
Nach einer Lehre als Hochbauzeichner in Zürich verbrachte Karl Egender nach dem Ersten Weltkrieg ein paar Monate als Fachhörer bei Paul Bonatz an der TH Stuttgart. Von etwa 1922 bis 1932 betrieb er gemeinsam mit Adolf Steger das Architekturbüro Steger und Egender in Zürich. Die baukünstlerische Verantwortung für den Entwurf lag wohl wechselnd bei einem der beiden Partner, ohne dass sich die Hände scheiden lassen. Von 1932 bis Mitte der 1950er Jahre arbeitete Egender mit Wilhelm Müller zusammen, wobei er für einzelnen Projekte allein zeichnete. Projektweise pflegte er Kooperationen mit Ernst F. Burckhardt und Theo Schmid. Leitende Mitarbeiter waren Bruno Giacometti, Hans U. Gübelin und Piero Ceresa. Egender war Mitglied des Bundes Schweizer Architekten (BSA), der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) und der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer (GSMBA).
Mit dem Erfolg im zweistufigen Wettbewerb für die Gewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum Zürich 1926/27 machte sich Egender zusammen mit Adolf Steger in den Kreisen des Neuen Bauens einen guten Namen als begabter Entwerfer und technisch aufgeschlossener Konstrukteur. Seine Beiträge zu den einschlägigen Wohnausstellungen in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung (1927), Das Neue Heim II in Zürich (1928) und an der Schweizerischen Wohnungs-Ausstellung Basel (WOBA) (1930) bestätigten seinen überregionalen Rang. Gleichwohl wahrte er entschiedene Distanz zu avantgardistischen Manifestationen. Bei aller Radikalität der äusseren Erscheinung schaffte er zusammen mit Ernst F. Burckhardt in der Basler Johanneskirche (1930–1936) die architektonisch meisterhafte Übertragung von traditionellen typologischen und formalen Motiven des Kirchenbaus in eine zeitgenössisch moderne Auffassung des reformierten Predigtraums. Der Bau des Zürcher Hallenstadions (1936–1939) als Palast des populären Radsports ist ein Hauptwerk einer ausdrucksstarken, gewissermassen sprechenden Architektur. Der Modepavillon und das Modetheater an der Schweizerischen Landesausstellung 1939 in Zürich stehen für jene undoktrinäre Modernität, die die «Landi» mit ihrer unverhohlenen Schmuckfreude zu einem architekturgeschichtlichen Wendepunkt machte. Egenders Bauten fanden denn auch eher die Aufmerksamkeit von Peter Meyer als von Sigfried Giedion.
Die breitgefächerten Schwerpunkte von Egenders Tätigkeit liegen neben den Ausstellungen bei Bauten für die Gemeinschaft (Quartiercasino, Theater und Kino, Schul- und Sportanlagen), Geschäfts- und Warenhäusern sowie Genossenschaftssiedlungen. Unter den Letzteren besonders erwähnenswert sind die Siedlungen Sonnengarten beim Triemli (1944–1948) und Im Gut (1949–1955), beide in Zürich.
Mit dem Globus-Provisorium an der Zürcher Bahnhofbrücke (1960/61) und dem neuen Haupthaus an der Bahnhofstrasse (1961–1967) gelang Egender ein später Ausweis seiner aus eigener Kraft fortwährend erneuerten baukünstlerischen Begabung. Freundschaftliche Kontakte und gelegentliche Zusammenarbeit pflegte er mit Schauspielern, Künstlerinnen und Künstlern, darunter Emil Hegetschweiler, Max Knapp, Karl Hügin, Otto Charles Bänninger und Max Gubler.
Dorothee Huber
Zitierweise: Dorothee Huber, Bestandsbeschrieb Karl Egender, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2021, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/karl-egender
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Nach einer Lehre als Hochbauzeichner in Zürich verbrachte Karl Egender nach dem Ersten Weltkrieg ein paar Monate als Fachhörer bei Paul Bonatz an der TH Stuttgart. Von etwa 1922 bis 1932 betrieb er gemeinsam mit Adolf Steger das Architekturbüro Steger und Egender in Zürich. Die baukünstlerische Verantwortung für den Entwurf lag wohl wechselnd bei einem der beiden Partner, ohne dass sich die Hände scheiden lassen. Von 1932 bis Mitte der 1950er Jahre arbeitete Egender mit Wilhelm Müller zusammen, wobei er für einzelnen Projekte allein zeichnete. Projektweise pflegte er Kooperationen mit Ernst F. Burckhardt und Theo Schmid. Leitende Mitarbeiter waren Bruno Giacometti, Hans U. Gübelin und Piero Ceresa. Egender war Mitglied des Bundes Schweizer Architekten (BSA), der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) und der Gesellschaft Schweizerischer Maler und Bildhauer (GSMBA).
Mit dem Erfolg im zweistufigen Wettbewerb für die Gewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum Zürich 1926/27 machte sich Egender zusammen mit Adolf Steger in den Kreisen des Neuen Bauens einen guten Namen als begabter Entwerfer und technisch aufgeschlossener Konstrukteur. Seine Beiträge zu den einschlägigen Wohnausstellungen in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung (1927), Das Neue Heim II in Zürich (1928) und an der Schweizerischen Wohnungs-Ausstellung Basel (WOBA) (1930) bestätigten seinen überregionalen Rang. Gleichwohl wahrte er entschiedene Distanz zu avantgardistischen Manifestationen. Bei aller Radikalität der äusseren Erscheinung schaffte er zusammen mit Ernst F. Burckhardt in der Basler Johanneskirche (1930–1936) die architektonisch meisterhafte Übertragung von traditionellen typologischen und formalen Motiven des Kirchenbaus in eine zeitgenössisch moderne Auffassung des reformierten Predigtraums. Der Bau des Zürcher Hallenstadions (1936–1939) als Palast des populären Radsports ist ein Hauptwerk einer ausdrucksstarken, gewissermassen sprechenden Architektur. Der Modepavillon und das Modetheater an der Schweizerischen Landesausstellung 1939 in Zürich stehen für jene undoktrinäre Modernität, die die «Landi» mit ihrer unverhohlenen Schmuckfreude zu einem architekturgeschichtlichen Wendepunkt machte. Egenders Bauten fanden denn auch eher die Aufmerksamkeit von Peter Meyer als von Sigfried Giedion.
Die breitgefächerten Schwerpunkte von Egenders Tätigkeit liegen neben den Ausstellungen bei Bauten für die Gemeinschaft (Quartiercasino, Theater und Kino, Schul- und Sportanlagen), Geschäfts- und Warenhäusern sowie Genossenschaftssiedlungen. Unter den Letzteren besonders erwähnenswert sind die Siedlungen Sonnengarten beim Triemli (1944–1948) und Im Gut (1949–1955), beide in Zürich.
Mit dem Globus-Provisorium an der Zürcher Bahnhofbrücke (1960/61) und dem neuen Haupthaus an der Bahnhofstrasse (1961–1967) gelang Egender ein später Ausweis seiner aus eigener Kraft fortwährend erneuerten baukünstlerischen Begabung. Freundschaftliche Kontakte und gelegentliche Zusammenarbeit pflegte er mit Schauspielern, Künstlerinnen und Künstlern, darunter Emil Hegetschweiler, Max Knapp, Karl Hügin, Otto Charles Bänninger und Max Gubler.
Dorothee Huber
Zitierweise: Dorothee Huber, Bestandsbeschrieb Karl Egender, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2021, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/karl-egender
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- Pläne (ca. 5 1/2 Planschränke) und wenige Fotografien zu über 370 Bauten und Projekten sowie wenige Portraitaufnahmen und biografische Unterlagen im Nachlass Karl Egender
- Dokumente zu einzelnen Projekten in den Archiven Adolf Steger, Hans Hofmann, Elsa und Ernst F. Burckhardt-Blum, Theo Schmid, Fortunat und Yvonne Held-Stalder, Otto Froebel’s Erben, Gustav Ammann, ARCOOP, Foto-/Bildsammlung, Fotosammlung Schweizerischer Werkbund, Baukonstruktion der Moderne, BSA-Ausstellung «50 Jahre Architektur», Heinrich Helfenstein
- Berichte zu Wettbewerben und Arbeitsgruppen in den Archiven CIAM, Hans Schmidt, Haefeli Moser Steiger, Albert Heinrich Steiner, Fritz Haller, Hans von Meyenburg
- Briefe in den Archiven Werner M. Moser, CIAM, Sigfried Giedion, Alfred Roth
- Texte in den Archiven Hans Schmidt und Emil Roth
Ausgewählte Literatur
- Hans Christoph von Tavel (Red.), Künstler-Lexikon der Schweiz XX. Jahrhundert, Bd. 2, Frauenfeld 1963–1967.
- Max Aeschlimann, Karl Egender 70 Jahre, in: Schweizerische Bauzeitung 85 (1967), Nr. 45, S. 818.
- † Karl Egender. Aus der Gedenkrede von Hans Fischli vom 23. September 1969, in: Werk 56 (1969), Nr. 11, S. 739. Wieder abgedruckt und ergänzt in: Schweizerische Bauzeitung 88 (1970), Nr. 3, S. 52 (Nekrolog).
- Luzi Dosch, Neues Bauen in der Schweiz. Gewerbeschule und Kunstgewerbemuseum Zürich 1930–1933 im Werk von Karl Egender, Liz.-Arbeit, Universität Zürich 1980.
- Leza Dosch, Steger und Egender, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 505–506.
- Leza Dosch, Steger und Egender: Gewerbeschule und Kunstgewerbemuseum Zürich. Ein Bau und die Bestrebungen um seine Reprofilierung, in: Unsere Kunstdenkmäler 41 (1990), Nr. 1, S. 60–80.
- Hallenstadion Zürich 1939/2005. Die Erneuerung eines Zweckbaus, Zürich 2005.
- Claude Lichtenstein, Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Museum für Gestaltung Zürich. Architekten Adolf Steger und Karl Egender, 1930–1933, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005 (Schweizerische Kunstführer Serie 78, Nr. 777).
- Heiner Spiess (Hg.), Das Hallenstadion. Arena der Emotionen, Zürich 2005.