Claude Paillard (1923–2004)
Geb. 7. Mai 1923 in Zürich, gest. 8. Juli 2004 in Zürich
Claude Paillard studierte von 1942 bis 1947 Architektur an der ETH Zürich bei Friedrich Hess (1887–1962), William Dunkel (1893–1980) und Hans Hofmann (1897–1957). Von 1947 bis 1966 führte er unter dem Namen CJP Cramer+Jaray+Paillard mit seinen ehemaligen Studienkollegen Fred Cramer und Werner Jaray ein eigenes Architekturbüro, zu dem 1962 Peter Leemann stiess. Seit 1981 arbeitete er mit Leemann, Robert und Gaby Bass sowie Werner Rafflenbeul zusammen. 1987 erfolgte die Gründung der Paillard, Leemann und Partner AG (mit Robert und Gaby Bass, seit 1997 unter Leitung von Ruedi Bass).
Den selbständigen Berufseinstieg ermöglichten zwei Holzbau-Wohnsiedlungen in Reckingen (1946–1949), die Fred Cramers Vater in seiner Funktion als Direktor der Sodafabrik Zurzach vermittelte. Die an skandinavische Vorbilder angelehnte Bauweise gelangte in der Siedlung In der Au («Auzelg») in Zürich (1952–1954) erneut zur Anwendung, hier bereits raffiniert durch den für preisgünstige Bauten ungewöhnlichen Einsatz von Split-Level-Geschossen. Über Bauten, die durch die starke Integration in die Landschaft bestachen wie das Haus Schachenmann in Ennetbaden (1950–1951) und das Schulhaus Chriesiweg in Zürich (1953–1957) gelangte das Büro allmählich zur plastischen Ausgestaltung und den räumlichen Staffelungen, die zu seinem Markenzeichen wurden. Frühe Beispiele sind die Kirche Saatlen in Zürich (1957–1964) und das Kirchgemeindehaus Obere Mühle in Horgen (1957–1965). Grossmassstäblich wurde das Prinzip der Abtreppung der Baukörper in der Grosssiedlung Grüzefeld in Winterthur angewandt (1960–1968).
Der wohl prominenteste Bau gelang Paillard jedoch mit dem Stadttheater St. Gallen (1961–1968), der über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand und seinem Erbauer zu vielen Einladungen an Theaterbau-Wettbewerbe, vornehmlich in Deutschland, verhalf. Die Theater sind zugleich diejenigen Bauten Paillards, die am meisten ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten. Das Stadttheater St. Gallen wird im Abstimmungskampf «hässlicher Betonklotz» genannt, die Zürcher Opernhaus-Erweiterung (1982–1984) heisst im Volksmund «Fleischkäse», und sein Schauspielhaus-Neubau in Hannover (1988–1992, nach einem ersten Wettbewerbserfolg 1968) wurde – vergleichsweise milde – als das Theater mit der «kühlen Fassade eines Schwimmbades» bezeichnet.
Weitere grosse Projekte Paillards sind die 1975 fertiggestellte Ingenieurschule in Yverdon und das Operations Center des Flughafens Zürich-Kloten (1979–1997). Expressiver und teilweise technoider Gestaltung im grossen Massstab stehen die sehr sorgfältig materialisierten, innenräumlich hervorragend gegliederten und harmonischen Privathäuser des Architekten gegenüber: das Ferienhaus in Stintino (Sardinien) von 1973 und das Wohn- und Geschäftshaus Keltenstrasse in Zürich von 1981.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Claude Paillard, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Oktober 2012, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/claude-paillard
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Der Nachlass Claude Paillards umfasst den Bestand der Büros CJP Cramer+Jaray+Paillard bzw. Cramer+Jaray+Paillard, Peter Leemann und des Nachfolgebüros Paillard, Leemann und Partner Architekten. Der Planbestand umfasst 467 Rollen respektive 58 Regallaufmeter, der Aktenbestand 40 Schachteln respektive 4,5 Laufmeter. Die Projektunterlagen enthalten bei älteren Projekten oft posthum zusammengestellte Dokumentationen (Erläuterungen, Fotos, Veröffentlichungen), bei jüngeren Projekten meist Wettbewerbsunterlagen.
Claude Paillard studierte von 1942 bis 1947 Architektur an der ETH Zürich bei Friedrich Hess (1887–1962), William Dunkel (1893–1980) und Hans Hofmann (1897–1957). Von 1947 bis 1966 führte er unter dem Namen CJP Cramer+Jaray+Paillard mit seinen ehemaligen Studienkollegen Fred Cramer und Werner Jaray ein eigenes Architekturbüro, zu dem 1962 Peter Leemann stiess. Seit 1981 arbeitete er mit Leemann, Robert und Gaby Bass sowie Werner Rafflenbeul zusammen. 1987 erfolgte die Gründung der Paillard, Leemann und Partner AG (mit Robert und Gaby Bass, seit 1997 unter Leitung von Ruedi Bass).
Den selbständigen Berufseinstieg ermöglichten zwei Holzbau-Wohnsiedlungen in Reckingen (1946–1949), die Fred Cramers Vater in seiner Funktion als Direktor der Sodafabrik Zurzach vermittelte. Die an skandinavische Vorbilder angelehnte Bauweise gelangte in der Siedlung In der Au («Auzelg») in Zürich (1952–1954) erneut zur Anwendung, hier bereits raffiniert durch den für preisgünstige Bauten ungewöhnlichen Einsatz von Split-Level-Geschossen. Über Bauten, die durch die starke Integration in die Landschaft bestachen wie das Haus Schachenmann in Ennetbaden (1950–1951) und das Schulhaus Chriesiweg in Zürich (1953–1957) gelangte das Büro allmählich zur plastischen Ausgestaltung und den räumlichen Staffelungen, die zu seinem Markenzeichen wurden. Frühe Beispiele sind die Kirche Saatlen in Zürich (1957–1964) und das Kirchgemeindehaus Obere Mühle in Horgen (1957–1965). Grossmassstäblich wurde das Prinzip der Abtreppung der Baukörper in der Grosssiedlung Grüzefeld in Winterthur angewandt (1960–1968).
Der wohl prominenteste Bau gelang Paillard jedoch mit dem Stadttheater St. Gallen (1961–1968), der über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand und seinem Erbauer zu vielen Einladungen an Theaterbau-Wettbewerbe, vornehmlich in Deutschland, verhalf. Die Theater sind zugleich diejenigen Bauten Paillards, die am meisten ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten. Das Stadttheater St. Gallen wird im Abstimmungskampf «hässlicher Betonklotz» genannt, die Zürcher Opernhaus-Erweiterung (1982–1984) heisst im Volksmund «Fleischkäse», und sein Schauspielhaus-Neubau in Hannover (1988–1992, nach einem ersten Wettbewerbserfolg 1968) wurde – vergleichsweise milde – als das Theater mit der «kühlen Fassade eines Schwimmbades» bezeichnet.
Weitere grosse Projekte Paillards sind die 1975 fertiggestellte Ingenieurschule in Yverdon und das Operations Center des Flughafens Zürich-Kloten (1979–1997). Expressiver und teilweise technoider Gestaltung im grossen Massstab stehen die sehr sorgfältig materialisierten, innenräumlich hervorragend gegliederten und harmonischen Privathäuser des Architekten gegenüber: das Ferienhaus in Stintino (Sardinien) von 1973 und das Wohn- und Geschäftshaus Keltenstrasse in Zürich von 1981.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Claude Paillard, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Oktober 2012, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/claude-paillard
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
Der Nachlass Claude Paillards umfasst den Bestand der Büros CJP Cramer+Jaray+Paillard bzw. Cramer+Jaray+Paillard, Peter Leemann und des Nachfolgebüros Paillard, Leemann und Partner Architekten. Der Planbestand umfasst 467 Rollen respektive 58 Regallaufmeter, der Aktenbestand 40 Schachteln respektive 4,5 Laufmeter. Die Projektunterlagen enthalten bei älteren Projekten oft posthum zusammengestellte Dokumentationen (Erläuterungen, Fotos, Veröffentlichungen), bei jüngeren Projekten meist Wettbewerbsunterlagen.
Ausgewählte Literatur
- Wolfgang Behles u. a., Am Rand des Reissbretts. Zehn Schweizer Architekten. Skizzen, Zeichnungen, Grafik, Bilder, Chur 1980.
- Hannes Ineichen (Hg.), Claude Paillard. Bauten und Projekte 1946–1997, Blauen 2002.
- Zum Hinschied des Architekten Claude Paillard, Neue Zürcher Zeitung, 12. Juli 2004 (gez. «sir.»).
- Gaby Bass u. a., Erfahrungen in Sardinien. Zum Gedenken an Claude Paillard, Zürich 2004.
- Marius Huber, «Der «Fleischkäse» neben der Oper war einmal Zürichs meistgehasstes Gebäude. Und eine böse Überraschung, denn bestellt hatte die Stadt etwas anderes», in: Neue Zürcher Zeitung (online), 13.4.2023, https://www.nzz.ch/zuerich/der-fleischkaese-beim-opernhaus-zuerichs-meistgehasstes-gebaeude-ld.1733797 (13.4.2023)