Erneuerungsprojekt Shaxi-Tal: Ausstellung (2007)

Am Rande einer technischen Zusammenarbeit zwischen den Städten Zürich und Kunming in China wurde das von Willy A. Schmid geleitete Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung (IRL) der ETH Zürich im Jahr 2000 von dem in der Provinz Yunnan gelegenen Kreis Jianchuan eingeladen, Entwicklungsmöglichkeiten für diesen Landkreis aufzuzeigen. Das «Assessment of Development Opportunities of Jianchuan County», erarbeitet von dem Raumplaner Jacques P. Feiner, kam zum Schluss, dass das Shaxi-Tal aufgrund seines reichen Kulturerbes und seiner intakten Landschaft die besten Chancen auf eine nachhaltige Entwicklung besitze. Sideng im Shaxi-Tal wurde daraufhin zum Fokus eines mikroregionalen Rehabilitationsprojekts des IRL, das nicht nur die Architektur vor dem Zerfall bewahren, sondern der ansässigen Bevölkerung neue Lebensgrundlagen – hauptsächlich durch die Etablierung eines sanften Tourismus – verschaffen sollte.

Sideng war eine einst blühende Karawanserei an einem Nebenweg der Seidenstrasse. Etabliert in der Tang-Zeit (618−907 n. Chr.), dominierte entlang dieser Route der Handel mit Pferden und Bodenschätzen aus Tibet, Tee aus dem Süden Yunnans und Salz aus den Minen um Shaxi zwischen den ethnischen Gruppen, die an den östlichen Abhängen des Himalayas siedelten.

Ihren Höhepunkt erlebte die Route in den Zeiten der lokalen Dynastien von Nanzhao (8. bis 10. Jahrhundert) und Dali (10. bis 13. Jahrhundert). Von diesen Herrscherhäusern zeugen die Darstellungen im Shizhong-Grottentempel auf dem Shibaoshan, dem berühmtesten Heiligtum der Gegend. Sideng florierte aber auch in den über fünfhundert Jahren der Ming-Dynastie (1368−1644), als 1415 der Xingjiao-Tempel unter Kaiser Yongle (Regierungszeit 1403−1424) entstand, und der Qing-Dynastie (1616−1911), während der das Theater errichtet wurde und die Fassaden des Marktplatzes ihr heutiges Aussehen erhielten. Die Stadt war bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Marktfleck, ehe – verursacht durch den Bau einer für Lastwagen passierbaren Strasse, die das Shaxi-Tal künftig umfahren sollte und somit den Ort ins Abseits manövrierte – der Niedergang einsetzte. Das Ensemble des Marktplatzes in Sideng mit durchgehender historischer Ladenfront, Tempel, Theater und Gästehäusern – als Kern der Karawanenstation – sowie zwei Stadttoren und mehreren stattlichen Privathäusern war wegen des wirtschaftlichen Niedergangs zwar in schlechtem baulichem Zustand, aber vollständig als originale Substanz vorhanden und kaum durch moderne Eingriffe verunklärt.

Die ETH Zürich initiierte unter der fachlichen Leitung von Jacques P. Feiner das Shaxi Rehabilitation Project (SRP). Möglich wurde es durch eine Anschubfinanzierung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), sowie den Beiträgen des Robert Wilson Challenge Fund, von American Express, der Familienstiftung atDta von Thomas Schmidheiny, des Kreises Jianchuan und weiterer privater Organisationen. Auf Anstoss Feiners nahm die private Organisation World Monuments Fund den Marktplatz von Sideng in die Liste der hundert am meisten gefährdeten Kulturgüter der Welt auf.

Feiner und sein Team (mit dem Architekten Huang Yinwu als lokalem Projektleiter) gliederten die Intervention in sechs Module: die Renovation des Marktplatzes, den Erhalt und die Entwicklung des historischen Dorfkerns, die nachhaltige Entwicklung des ganzen Shaxi-Tals, die Verbesserung der hygienischen Zustände, Armutsbekämpfung und Kulturerhalt sowie die Verbreitung der Ergebnisse im Sinne eines Pilotprojekts. Mit einer Ausstellung im Kornhaus Bern 2007 wurde das Projekt abgeschlossen.

Jacques P. Feiner

Zitierweise: Jacques P. Feiner, Bestandsbeschrieb Erneuerungsprojekt Shaxi-Tal, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2022, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/sammlungen/shaxi
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Bestand


  • 46 Ausstellungstafeln und 3 Modelle

Literatur


  • Jacques P. Feiner, Shiwen Mi und Willy A. Schmid, Sustainable Rural Development Based on Cultural Heritage, in: disP – The Planning Review 38 (2002), Nr. 151, S. 79–86, https://doi.org/10.1080/02513625.2002.10556827.
  • Rahel Hartmann Schweizer, «Karawanserei», in: tec21 132 (2006), Nr. 29–30, S. 4–15.