Otto Wilhelm Pfleghard (1869–1958)

Geb. 12. Dezember 1869 in St. Gallen, gest. 30. Oktober 1958 in Zürich

Otto Wilhelm Pfleghard studierte Architektur an der , wo er 1893 bei [URL=https://archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/alfred-friedrich-bluntschli]Alfred Friedrich Bluntschli diplomierte. Nach ersten praktischen Erfahrungen bei Heinrich Ernst in Zürich, bei Alfred Schellenberg in Wiesbaden und bei Gustav Gull, in Zürich, übernahm er 1897 das Büro des durch Spekulationen Konkurs gegangenen Heinrich Ernst, welches er ab 1898 zusammen mit seinem Studienfreund Max Haefeli schnell zu überregionaler Bedeutung führte.

Die Firma Pfleghard & Haefeli gehörte bis weit ins 20. Jahrhundert zu den einflussreichsten und produktivsten Architekturfirmen der Deutschschweiz. Bis zum Rückzug von Haefeli im Jahre 1925 entstanden Hunderte von Neu- und Umbauten. Das stilistische Spektrum reicht dabei vom Historismus der späten Semperschule über den Jugend- und Heimatstil bis hin zum Neoklassizismus. Danach führte Pfleghard das Büro mit seinem Sohn Otto Heinrich (geb. 8.11.1900 in Zürich, gest. 25.3.1964 in Zürich) bis Ende der 1950er Jahre weiter. Otto Heinrich Pfleghard hatte ebenfalls an der ETH Zürich studiert und 1923 bei Karl Moser sein Diplom gemacht. Realisieren konnten Vater und Sohn zusammen unter anderem die Warenhauserweiterungen für Brann und Jelmoli in Zürich sowie eine Reihe von grossen Verwaltungs- und Industriebauten wie etwa das Lagerhaus der Schokoladenfabrik Lindt & Sprüngli in Kilchberg oder das Zollfreilager in Zürich. Je nach Aufgabe zeichnen sich diese späten Bauten entweder durch einen betont modernistischen Gestus oder durch nüchterne Sachlichkeit aus.

Eine wichtige Rolle spielte Otto Pfleghard zudem als freisinniger Politiker im Gemeinde- und Kantonsrat von Zürich sowie kurze Zeit auch als Nationalrat. Ab 1909 präsidierte er die Zürcher Sektion des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA und als langjähriger Präsident der Normenkommission des SIA setzte er sich auf nationaler Ebene massgeblich für die Schaffung der ersten verbindlichen Normen im Hochbauwesen ein.

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandesbeschrieb Otto Wilhelm Pfleghard, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2011, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/otto-wilhelm-pfleghard
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Bestand



Das Nachlassfragment von Pfleghard umfasst Zeichnungen, Bauaufnahmen, Semesteraufgaben und den Diplomentwurf aus der Studienzeit 1888-95, vereinzelte Pläne und Fotos v.a. von frühen Entwürfen und Wettbewerbsbeiträgen sowie ein kleines Bibliotheksfragment. Die Materialien sind vollständig geordnet und projekt- bzw. konvolutweise erfasst. Der Bestand umfasst im Einzelnen:
  • 1 Planmappe A0 sowie 3 Planmappen A1.

Weitere Bestände im gta Archiv:
  • Büronachlass Pfleghard & Haefeli (Pläne zu über 1100 Bauten und Entwürfen in der Bürogemeinschaft mit Max Haefeli sowie mit dem Sohn Otto Heinrich Pfleghard)
  • Nachlassfragment Max Haefeli (Fotos zu einzelnen Bauten von Pfleghard & Haefeli)

In der Bibliothek des Baugeschichtlichen Archivs der Stadt Zürich BAZ befinden sich unter den Signaturen Ma 71:9-18, ARa 64: 1-2 und ARa 105-106 zwei Bändelmappen sowie 12 Alben, vermutlich aus dem Nachlass von Otto Pfleghard, mit zahlreichen Fotos von Bauten von Pfleghard & Haefeli. Der politische Nachlass von Otto Pfleghard (9 Schachteln mit Akten und Korrespondenz) liegt im Stadtarchiv Zürich unter der Signatur VII.101.


Ausgewählte Literatur



  • Daniel Weiss, «Max Haefeli sen.», in: Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 67, Berlin, De Gruyter, 2010, S. 232-234.
  • Quintus Miller, «Pfleghard und Haefeli», in: Isabelle Rucki/Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin, Birkhäuser, 1998, S. 418-419.
  • «Otto H. Pfleghard», in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 82, Nr. 32, 6.8.1964, S. 562-563 (Nekrolog Otto Heinrich Pfleghard).
  • «Otto Wihelm Pfleghard», in: Hans Christoph von Tafel (Red.), Künstler Lexikon der Schweiz XX. Jahrhundert, Bd. 2, Frauenfeld, Huber & Co., 1963-67, S. 738.
  • W.J. [Walter Jegher], «Otto Pfleghard», in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 76, Nr. 47, 22.11.1958, S. 713-714 (Nekrolog Otto Pfleghard).
  • «Sonderheft Warenhaus Jelmoli in Zürich», in: Schweizerische Bauzeitung Bd. 115, Nr. 14, 6.4.1940, S. 155-166 (u.a. mit Beiträgen von Otto Pfleghard).
  • Hans Naef, «Otto Pfleghard in seiner Arbeit für uns. Zu seinem 70. Geburtstag am 12. Dezember», in: Schweizerische Bauzeitung Bd. 114, Nr. 24, 9.12.1939, S. 277-278.
  • Carl Jegher: Die baukünstlerische Tätigkeit der Architekten Pfleghard + Haefeli Zürich. Dessau, Verlag Wege und Ziele, 1915.
  • Carl Brun, «Wilhelm Otto Pfleghard», in: Carl Brun (Red.), Schweizerisches Künstler-Lexikon, Bd. 2, Frauenfeld, Huber & Co., 1908, S. 545-546.
  • Otto Pfleghard, «Die Geschäftshäuser in Zürich», in: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des eidg. Polytechnikums, 2. Teil: Die bauliche Entwicklung Zürichs in Einzeldarstellungen. Zürich, polygraphisches Institut, 1905, S. 401-416.