Gustav Ammann (1885–1955)

Geb. 9. Juli 1885 in Zürich, gest. 23. März 1955 in Zürich

Nach einer Gärtnerlehre bei Otto Froebel in Zürich von 1903 bis 1905 arbeitete Gustav Ammann als Gehilfe bei Froebel sowie im Botanischen Garten Zürich. Gleichzeitig belegte er an der ETH Zürich und an der Universität Zürich Vorlesungen in Botanik. Da in der Schweiz keine Ausbildungsmöglichkeiten für Gartenarchitekten bestanden, wandte er sich 1907 nach Deutschland. Beim Gartenarchitekten Reinhold Hoemann in Düsseldorf lernte er das Gedankengut des 1907 gegründeten Deutschen Werkbundes kennen und wurde dessen Mitglied. Von 1908 bis 1909 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg. Weitere Erfahrungen sammelte er als Mitarbeiter bei Ludwig Lesser (1869–1957) in Berlin und bei dem Gartenreformer Leberecht Migge in Hamburg sowie auf Studienreisen durch England und Frankreich. Zurück in Zürich wirkte Ammann von 1911 bis 1933 als leitender Gartenarchitekt bei Otto Froebel’s Erben, bevor er 1933 sein eigenes Büro gründete. 1942 trat sein Sohn Peter Ammann (1919–2011) in das Büro ein und wurde 1952 Partner.



Ammanns Schaffen reicht vom Architekturgarten der Kunstgewerbereform bis zu den fliessenden Grünflächen des «organischen» Städtebaus der 1950er Jahre. Als gutvernetzter Trendsetter und Kenner der internationalen Entwicklungen wurde er zum bevorzugten Projektpartner bedeutender Architekten der Schweizer Moderne. In Zürich entwarf er von 1930 bis 1932 die Gärten der Werkbundsiedlung Neubühl. Zusammen mit Max Ernst Haefeli und Werner Max Moser konzipierte er von 1935 bis 1939 das Freibad Allenmoos, mit Max Frisch von 1942 bis 1951 das Freibad Letzigraben. Für den Zürcher Stadtbaumeister Albert Heinrich Steiner gestaltete Ammann von 1952 bis 1955 die Aussenanlagen der Siedlung Heiligfeld in Zürich, die zwischen Sternhochhäusern und Zeilenbauten grosszügige Parkflächen für die Bewohner vorsah. Von 1944 an entwickelte er die Freiflächenplanung für den Flughafen Zürich-Kloten, die allerdings angesichts der massiven und raschen Umgestaltungen und einer mangelnden Verankerung in der Stadtplanung heute kaum mehr erfahrbar ist. Im Gegensatz dazu sind viele seiner Siedlungsgärten gut erhalten oder restauriert.

Mit mehr als 1700 realisierten Entwürfen und über 230 Veröffentlichungen gilt Gustav Ammann als Gründervater der modernen Schweizer Gartenarchitektur. Insbesondere seine Grünanlagen für die Schweizerische Landesausstellung 1939 in Zürich bestachen durch ihre Eleganz fern des Monumentalismus des nationalsozialistischen Deutschland, aber auch ohne Rückgriff auf eine ländliche Gartentradition. Seine zurückhaltenden Gestaltungen haben sich einer breiten Öffentlichkeit als «typisch schweizerische» Gärten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeprägt.

Marta Knieza und Alex Winiger

Zitierweise: Marta Knieza / Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Gustav Ammann, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, November 2010/Oktober 2012, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/gustav-ammann
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Bestand



Der Nachlass Gustav Ammanns im NSL Archiv umfasst Pläne, Fotos und Akten zu über 1700 Projekten. Projektunterlagen aus den Jahren 1911 bis 1933 befinden sich im Bestand der Firma Otto Froebel’s Erben. Zum Nachlass gehören neben einem Modell die Korrespondenz, Pflanzenlisten und eine Pflanzenkartei, Notizen, Manuskripte und Vorträge, Veröffentlichungen sowie die Bibliothek Ammanns. Der Bestand enthält im Einzelnen:
  • Objektbezogener Bestand: 83 Stehplanmappen, 11 Planrollen, 17 Hängeregistraturschubladen, 5 grossformatige Belegbücher mit Zeitungsausschnitten und Objektabbildungen
  • Theoretischer Bestand: 8 Schachteln mit Aufsätzen (Manu- und Typoskripte), 16 Schachteln mit sachbezogenem Material
  • Fotografien: 4 Hängeregistraturschubladen mit objektbezogenen und sonstigen Fotos, 41 Fotoboxen mit objekt- und vortragsbezogenen Glasdiapositiven und Glasnegativen bis Format DIN A4 (davon 31 Boxen im Nachlass Froebel), 3 Planschubladen mit grossformatigen Abzügen, 2 Fotoalben mit Reiseaufnahmen und Fotopostkarten
  • Korrespondenz: 7 Schachteln
  • Diverse Biografika
  • Nachlassbibliothek mit 152 Publikationen (komplett erschlossen und recherchierbar über Swisscovery, Standort und Signatur: ETH gta Bibliothek | NSL 2-BIB ...)


Ausgewählte Literatur


  • Gustav Ammann, Blühende Gärten, Erlenbach 1955.
  • Trauerfeier für Gustav Ammann, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 817, 29. März 1955, Bl. 3 (gez. «W. Sp.»).
  • Hans Epprecht, Gustav Ammann und sein Wirken, in: Werk 43 (1956), Nr. 8, S. 238–244.
  • Udo Weilacher und Peter Wullschleger, Landschaftsarchitekturführer der Schweiz, Basel 2002, S. 25 und 227
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  • Patrick Taylor (Hg.), The Oxford Companion to the Garden, Oxford 2006. S. 11.
  • Johannes Stoffler, Gustav Ammann. Landschaften der Moderne in der Schweiz, Zürich 2008 (mit Werkverzeichnis).