Benedikt Huber (1928–2019)

Geb. 25. März 1928 in Basel, gest. 9. März 2019 in Zürich

Als Architekt, Städtebauer und Stadtplaner, Dozent und Publizist war Huber eine wichtige Stimme in der Schweizer Nachkriegsarchitektur. Aufgewachsen in Riehen in einem Haus von Artaria & Schmidt (erbaut 1929), besuchte er das Humanistische Gymnasium in Basel und studierte von 1947 bis 1952 an der ETH Zürich Architektur. Als Mitarbeiter im Büro von Max Ernst Haefeli lernte er die Innenarchitektin Martha Villiger kennen (1954 Heirat, Kinder Thomas, David und Cordula). Gemeinsam mit seiner Frau führte er seit 1954 ein eigenes Architekturbüro in Zürich. Martha Huber-Villiger (1926–2017) war in der Hauptsache verantwortlich für die Innenausstattung mit selbst entworfenen Möbeln, Einbauten und Textilien. Das Ehepaar pflegte freundschaftliche Kontakte mit Künstlerinnen und Künstlern, die auch Beiträge zu ihren Werken leisteten.

Kurz nach seinem Diplom gewann Benedikt Huber im Wettbewerb für die evangelisch-reformierte Thomaskirche in Basel den 1. Preis (Ausführung 1956-1958). Es folgten weitere reformierte Kirchenbauten (Basel, Tituskirche, 1964; Hamburg-Altona, 1966; Mutschellen, Bischofszell, Rotkreuz, alle 1968–1970; Suteracher, Zürich-Altstetten, 1985), kirchliche Zentren und Gemeinschaftszentren in der Schweiz und in Deutschland. Die Kirchen in den neuen Wohngebieten belebten die Diskussion um neue städtebauliche Ansätze und, verstärkt um die Dimension der Erneuerung der alten Stadt, die Frage, inwieweit die Grundsätze der rationalen Moderne einer Revision bedürften. Unter den städtebaulichen Projekten ragen in Zürich die Neugestaltung des Rosenhofs (1967) und des Schanzengrabens (1975) heraus. Folgerichtig war Huber denn auch ein führendes Mitglied in der Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau (ZAS) (1959–1989). Aus dieser Gruppe heraus entstand 1963 das Projekt für den Planungswettbewerb Moos-Lebern-Letten, Adliswil, genannt «Jolieville», mit den Architekten Beate Schnitter und Hans Litz, Wendel Gelpke (Planer), Hans Barbé (Verkehrsingenieur), eine gescheiterte und gleichwohl vieldiskutierte Initiative für alternative Planungsmodelle.

Als Redaktor der Zeitschrift Werk trug Huber von 1955 bis 1961 zur diskursiven Festigung einer erneuerten Moderne bei. Seine thematischen Hefte zum Schulhaus-, Theater-, Kirchen-, Wohnungs- und Städtebau sowie zu der neuen Aufgabe von Alters- und Pflegeheimen boten der jungen Schweizer Architektur Orientierung im Nachkriegseuropa.

1973 wurde Huber als Professor für Architektur und Raumplanung an die ETH berufen. Er leitete das Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL), wirkte auch in der Planungskommission der ETH mit und baute 1987 auf dem Campus Hönggerberg als provisorische Zeichensäle Pavillons in Holzkonstruktion (abgebrochen 2022). 1993 wurde er emeritiert.

Fortwährende Anregung boten Reisen und Studien im Mittelmeerraum (Inselwelt Griechenlands, Italien und Tunesien). Zeichnen, Aquarellieren und Fotografieren waren mehr als nur Werkzeuge, sondern architektonisches Argument und künstlerisches Bedürfnis. Hubers Fotoreportagen fanden auch den Weg in die Wochenendbeilage der «Neuen Zürcher Zeitung».

In den Berufsverbänden des Bundes Schweizer Architekten (BSA) und des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) übernahm Huber publizistische und unternehmerische Verantwortung und schrieb auch immer wieder mit kritischem Elan Beiträge, Kommentare, Glossen und – aus Verbundenheit mit seiner Generation von Architektinnen und Architekten – Nekrologe.

Dorothee Huber

Zitierweise: Dorothee Huber, Bestandsbeschrieb Benedikt Huber, in: Website gta Archiv / Juli 2023, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/benedikt-huber
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.


Bestand


  • Pläne und Akten zu ausgeführten Bauten und Planungen: circa 90 Archivschachteln
  • Wettbewerbsprojekte: circa 80 Planrollen
  • Mehrere kleinere Modelle
  • Alben mit Reiseskizzen und Fotos
  • Unterlagen zur Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau (ZAS)
  • Bibliothek

Im Bestand Martha Huber-Villiger:
  • Einrichtungen und Mobiliar Martha Huber-Villigers zu Bauten von Benedikt Huber: Pläne und Fotografien
  • Dokumentation Jean Prouvé: 2 Ordner, 1 Schachtel
  • Dokumentation Charlotte Perriand/Martha Huber-Villiger: 3 Ordner, 1 Schachtel
  • Dokumentation Perriand/Prouvé/Huber-Villiger

Im Bestand Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL):
  • Bibliothek des ORL-Fachbereichs Siedlung

Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Zahlreiche Artikel in den Zeitschriften «Bauen + Wohnen», «Werk» und «Schweizer Ingenieur und Architekt»
  • Jean Prouvé. Architektur aus der Fabrik, Zürich 1971 (Hg. mit Jean-Claude Steinegger).
  • Raumplanung und Städtebau, Lehrmittel für Orts-, Regional- und Landesplanung, Zürich 1978 (versch. Aufl. und Neuausg.).
  • Wohnungsbau ist Städtebau, Zürich 1985 (mit Michael Koch).
  • Der Fussgänger in der Siedlung, Zürich 1989 (mit Hans Boesch).
  • Die Planung der ETH Hönggerberg 1957–1990. Geschichte, Problemstellung, Konzept und aktueller Stand der Hochschulplanung, in: DISP 26 (1990), S. 5–20.
  • Der Städtebau im Volksentscheid. Auswirkungen der direkten Demokratie auf raumplanerische Entscheidungen, in: Ernst Heer, Bernd Scholl, Rolf Signer (Hg.), Aspekte der Raumplanung in Europa. Festschrift für Jakob Maurer, Zürich 1990.
  • Die Stadt des Neuen Bauens. Projekte und Theorien von Hans Schmidt, Zürich 1993 (ORL-Schriften 45/1993).

Sekundärliteratur
  • Benedikt Huber (1927–), Prof. für Architektur: Werkverzeichnis, Publikationen etc., zum 60. Geburtstag, o. O. 1987 (unpubl. Festschrift).
  • Lydia Buchmüller u. a. (Hg.), Stadterweiterung am Beispiel «Jolieville» in Adliswil. Benedikt-Huber-Kolloquium zum Städtebau-Unterricht an sieben Hochschulen, Zürich 1995.
  • Barbara Zibell, Huber, Benedikt, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 282.
  • Oral History. Fünf Gespräche / Cinq entretiens: Franz Füeg, Max Graf, Benedikt Huber, Jean-Marc Lamunière, Flora Ruchat-Roncati, in: werk, bauen + wohnen 95 (2008), Nr. 9, S. 34–48.
  • Inge Beckel, Architekt und Humanist, in: Neue Zürcher Zeitung, 14. März 2019 (Nekrolog).