Adolf Max Vogt (1920–2013)
Geb. 16. Juni 1920, gest. 24. Januar 2013 in Zürich
Nach dem Abschluss seiner Erstausbildung am Lehrerseminar Küsnacht studierte Adolf Max Vogt von 1942 bis 1950 an den Universitäten von Zürich, Lausanne und Glasgow Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Germanistik und promovierte 1956 mit einer Untersuchung über «Grünewalds Darstellung der Kreuzigung» an der Universität Zürich, publiziert 1957 unter dem Titel «Grünewald, Mathis Gothart Nithart. Meister der gegenklassischen Malerei». 1951 heiratete er die Architektin und Kunsthistorikerin Ulya Göknil (1921–2014) aus Istanbul. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Eine zweite Ehe ging Vogt 1980 mit der Schriftstellerin und Künstlerin Radka Donnell (1928–2013) ein. In der Folge der 68er-Bewegung trat Vogt der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz bei.
Von 1948 bis 1950 arbeitete Vogt als Assistent von Erwin Gradmann an der Graphischen Sammlung der ETH Zürich. Die Vermittlung von historischer und gegenwärtiger Kunst war ihm auch als Leiter des Ressorts Kunst der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zwischen 1955 und 1960 ein vitales Anliegen. Die Kunstkritik, die er von 1950 bis 1960 für die NZZ betrieb, zeigt Vogt als den ganz grossen Themen (Hellas, Byzanz, Münchner Klassizismus, Le Corbusier, Marcel Duchamp) wie auch dem Nächsten (Paul Klee, Hans Aeschbacher, Wilfrid Moser) zugewandt, oder mit seinen eigenen Worten: «Das Problem, Zeitgenosse zu sein im Hassgetöse zwischen Progressiven und Konservativen» (A.M. Vogt in seinem Buch «Fünfziger Jahre. Trümmer, Krater, Hunger, Schuld» von 2000) .
1961 wurde Adolf Max Vogt als Nachfolger von Linus Birchler auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der ETH Zürich berufen. Ganz der geborene Lehrer wusste er die Kluft zwischen technischem und historischem Denken elegant und in immer neuen Anläufen zu überbrücken, fortwährend bemüht um glasklare Systematik in gedanklicher Freiheit und motiviert durch die künstlerische Begabung, die er in den angehenden Architektinnen und Architekten erkannte und zu fördern verstand. Seine Antrittsvorlesung «Der Kugelbau um 1800 und die heutige Architektur» eröffnete das Programm für eine Lehre, die in diachronen Bögen den Ursprüngen der Architektur in der Geometrie und – in einer Gegenbewegung – der Intuition der künstlerischen Bildkraft nachspürte. 1996 ehrte die Stadt Zürich Vogt mit der Verleihung der Heinrich-Wölfflin-Medaille für seine Verdienste um die Kunstvermittlung.
Zusammen mit Bernhard Hoesli, Paul Hofer und Alfred Roth gründete Vogt 1967 das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta), das mit seinem Archiv und seinen Publikationen die Erforschung der modernen Architektur aus der Kenntnis der Geschichte zu leisten versprach. Die Grundlage des Semper-Archivs, Teile des Le-Corbusier-Nachlasses, das in Aussicht stehende CIAM-Archiv und die Ankündigung erster Publikationen durch die Gründer (Hoesli: «Transparenz», Hofer: «Palladios Erstling» und Vogts «Boullées Newton Denkmal») gab dem Programm Kontur und Perspektive.
Vogt lebte und forschte in regem Austausch mit Fachkollegen und Künstlerinnen und Künstlern, darunter Hans Aeschbach, André Corboz, Ernst Egli, Josef Gantner, Wolfgang Herrmann, Wilfrid Moser, Julius Posener, Joseph Rykwert, Jacques Schader, Georg Schmidt, Eduard Sekler, Anna Teut, Varlin. Nach seiner Emeritierung 1985 lehrte er als Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Mass., und publizierte im internationalen wissenschaftlichen Kontext.
Dorothee Huber
Zitierweise: Dorothee Huber, Bestandsbeschrieb Adolf Max Vogt, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Juli 2023, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/adolf-max-vogt
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
In anderen Beständen
Eigene Schriften
Sekundärliteratur
Nach dem Abschluss seiner Erstausbildung am Lehrerseminar Küsnacht studierte Adolf Max Vogt von 1942 bis 1950 an den Universitäten von Zürich, Lausanne und Glasgow Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Germanistik und promovierte 1956 mit einer Untersuchung über «Grünewalds Darstellung der Kreuzigung» an der Universität Zürich, publiziert 1957 unter dem Titel «Grünewald, Mathis Gothart Nithart. Meister der gegenklassischen Malerei». 1951 heiratete er die Architektin und Kunsthistorikerin Ulya Göknil (1921–2014) aus Istanbul. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Eine zweite Ehe ging Vogt 1980 mit der Schriftstellerin und Künstlerin Radka Donnell (1928–2013) ein. In der Folge der 68er-Bewegung trat Vogt der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz bei.
Von 1948 bis 1950 arbeitete Vogt als Assistent von Erwin Gradmann an der Graphischen Sammlung der ETH Zürich. Die Vermittlung von historischer und gegenwärtiger Kunst war ihm auch als Leiter des Ressorts Kunst der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zwischen 1955 und 1960 ein vitales Anliegen. Die Kunstkritik, die er von 1950 bis 1960 für die NZZ betrieb, zeigt Vogt als den ganz grossen Themen (Hellas, Byzanz, Münchner Klassizismus, Le Corbusier, Marcel Duchamp) wie auch dem Nächsten (Paul Klee, Hans Aeschbacher, Wilfrid Moser) zugewandt, oder mit seinen eigenen Worten: «Das Problem, Zeitgenosse zu sein im Hassgetöse zwischen Progressiven und Konservativen» (A.M. Vogt in seinem Buch «Fünfziger Jahre. Trümmer, Krater, Hunger, Schuld» von 2000) .
1961 wurde Adolf Max Vogt als Nachfolger von Linus Birchler auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der ETH Zürich berufen. Ganz der geborene Lehrer wusste er die Kluft zwischen technischem und historischem Denken elegant und in immer neuen Anläufen zu überbrücken, fortwährend bemüht um glasklare Systematik in gedanklicher Freiheit und motiviert durch die künstlerische Begabung, die er in den angehenden Architektinnen und Architekten erkannte und zu fördern verstand. Seine Antrittsvorlesung «Der Kugelbau um 1800 und die heutige Architektur» eröffnete das Programm für eine Lehre, die in diachronen Bögen den Ursprüngen der Architektur in der Geometrie und – in einer Gegenbewegung – der Intuition der künstlerischen Bildkraft nachspürte. 1996 ehrte die Stadt Zürich Vogt mit der Verleihung der Heinrich-Wölfflin-Medaille für seine Verdienste um die Kunstvermittlung.
Zusammen mit Bernhard Hoesli, Paul Hofer und Alfred Roth gründete Vogt 1967 das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta), das mit seinem Archiv und seinen Publikationen die Erforschung der modernen Architektur aus der Kenntnis der Geschichte zu leisten versprach. Die Grundlage des Semper-Archivs, Teile des Le-Corbusier-Nachlasses, das in Aussicht stehende CIAM-Archiv und die Ankündigung erster Publikationen durch die Gründer (Hoesli: «Transparenz», Hofer: «Palladios Erstling» und Vogts «Boullées Newton Denkmal») gab dem Programm Kontur und Perspektive.
Vogt lebte und forschte in regem Austausch mit Fachkollegen und Künstlerinnen und Künstlern, darunter Hans Aeschbach, André Corboz, Ernst Egli, Josef Gantner, Wolfgang Herrmann, Wilfrid Moser, Julius Posener, Joseph Rykwert, Jacques Schader, Georg Schmidt, Eduard Sekler, Anna Teut, Varlin. Nach seiner Emeritierung 1985 lehrte er als Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Mass., und publizierte im internationalen wissenschaftlichen Kontext.
Dorothee Huber
Zitierweise: Dorothee Huber, Bestandsbeschrieb Adolf Max Vogt, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Juli 2023, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/adolf-max-vogt
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- Circa 35 Laufmeter Unterlagen zu Vorlesungen und Publikationen, Notizbücher und Agenden, Fotografien, Biografika und Bibliothek
In anderen Beständen
- Arbeitsmaterialien, Korrespondenz, Manuskript, Akten, Layoutentwürfe, Abbildungsvorlagen im Bestand Architekturpublikationen im Propyläen-Verlag
- Dokumente zur Gründung und zum Umzug des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur im Bestand Institut gta
- Unterlagen zur Ausstellung «Die Architektin Lux Guyer» (1983) im Bestand gta Ausstellungen
- Fotodokumentation zu Adolf Max Vogt in Bestand Heinrich Helfenstein
Ausgewählte Literatur
Eigene Schriften
- Grünewald, Mathis Gothart Nithart. Meister der gegenklassischen Malerei, Zürich 1957.
- Der Kugelbau um 1800 und die heutige Architektur, Antrittsvorlesung, gehalten am 4. November 1961 an der ETH Zürich, Zürich 1962.
- Boullées Newton-Denkmal. Sakralbau und Kugelidee, Basel/Stuttgart 1969 (gta 3).
- 19. Jahrhundert, Malerei, Plastik, Architektur, Stuttgart und Zürich 1971 (Belser Stilgeschichte 10).
- Russische und Französische Revolutionsarchitektur 1917, 1789. Die Einwirkung des Marxismus und des Newtonismus auf die Bauweise, Köln 1974.
- Gottfried Semper und Joseph Paxton, in: Gottfried Semper und die Mitte des 19. Jahrhunderts, Basel 1976, S. 175–197 (gta 18).
- Architektur 1940–1980, Frankfurt/Wien/Berlin 1980 (mit Ulrike Jehle-Schulte Strathaus und Bruno Reichlin).
- Panofskys Hut. Ein Kommentar zur Bild-Wort-Debatte, mit Exkurs in die Architektur, in: Carlpeter Braegger (Hg.), Architektur und Sprache, München 1982, S. 279–296 (Gedenkschrift für Richard Zürcher).
- Karl Friedrich Schinkel. Blick in Griechenlands Blüte – ein Hoffnungsbild für «Spree-Athen», Frankfurt a. M. 1985.
- Das Schwebe-Syndrom in der Architektur, in: Ulrike Jehle-Schulte Strathaus und Bruno Reichlin (Hg.), Das architektonische Urteil. Annäherungen und Interpretationen von Architektur, Basel 1989, S. 201–233 (gta 23).
- Le Corbusier, Der edle Wilde. Zur Archäologie der Moderne, Braunschweig 1996 (engl. Ausg.: Le Corbusier, the Noble Savage. Toward an Archaeology of Modernism, übers. von Radka Donnell, Cambridge, Mass., 1998).
- Fünfziger Jahre. Trümmer, Krater, Hunger, Schuld – Was hatte Kunst damals zu suchen? Kunstkritische Aufsätze aus den Jahren 1950–1960, publiziert in der NZZ, ausgew. und hg. von Annemarie Monteil und Nedim Peter Vogt, Basel 2000.
- Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter. Schriften, Zürich 2006.
Sekundärliteratur
- Katharina Medici-Mall Hg., Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Fünf Punkte in der Architekturgeschichte, Festschrift für Adolf Max Vogt, Basel 1985.
- Katharina Medici-Mall, Kein Unbehagen an der Modernität, Zum Abschied von Adolf Max Vogt von der ETH, in: Neue Zürcher Zeitung, 12. Juli 1985.
- Hans A. Lüthy, Ubiquität. Zu Adolf Max Vogts 70. Geburtstag (16. Juni), in: Neue Zürcher Zeitung, 16. Juni 1990, S. 27.
- Jacques Gubler, Lettre à Adolf Max Vogt sur Rousseau & l’architecture, Vortrag im Architekturforum Bern, Februar 1996 (Kopie, gta Archiv).
- Inge Beckel, An Sicherheiten rütteln. Zum 90. Geburtstag des Zürcher Kunsthistorikers Adolf Max Vogt, in: Neue Zürcher Zeitung, 16. Juni 2010, S. 19.
- Dora Imhof, Interview, 3. Juni 2010, Oral History Archiv der zeitgenössischen Kunst und Architektur, https://www.oralhistoryarchiv.ch/interviews/person/adolf-max-vogt.
- Samuel Herzog, Weiter Blickwinkel. Zum Tod des Kunst- und Architekturkritikers Adolf Max Vogt, in: Neue Zürcher Zeitung, 26. Januar 2013, S. 63.
- Inge Beckel, Adolf Max Vogt (1920–2013), in: werk, bauen + wohnen 100 (2013), Nr. 4, S. 71–72
- Gabrielle Schaad, «Adolf Max Vogt», in: Historisches Lexikon der Schweiz, 6.8.2013, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027782/2013-08-06/ (Zugriff am 29.7.2023).