Heinrich Bernhard Hoesli (1923–1984)
Geb. 13. Januar 1923 in Zürich, gest. 3. September 1984 in Bangkok
Bernhard Hoesli gehörte weniger als praktizierender Architekt denn als Architekturlehrer zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Schweizer Architektur nach 1945. Nach Abschluss seines Architekturstudiums an der ETH Zürich (1943–1948, Diplom bei Hans Hofmann) arbeitete Hoesli bei Le Corbusier in Paris und Marseille (Unité d’habitation). Nach praktischer Tätigkeit in New York und Chicago übernahm er 1951 an der School of Architecture der University of Texas in Austin eine Professur. Hoesli gehörte mit Colin Rowe, Robert Slutzky, John Hejduk, Werner Seligmann, Lee Hodgden, John Shaw unter anderem zur Gruppe der sogenannten «Texas Rangers», die sich unterstützt vom Dean Harwell Hamilton Harris, Spiritus rector des weltweit beachteten Experiments, intensiv um die theoretische Grundlagen einer modernen Entwurfslehre bemühten, in der die Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte einen zentralen Platz einnahm.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz praktizierte Hoesli in Basel mit Theo Manz und wurde 1958 Assistent von Werner M. Moser an Architekturabteilung der ETH Zürich. 1960 zum ausserordentlichen Professor ernannt, entwickelte er einen «Grundkurs» für das erste Jahr. 1968 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor. Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung der Architekturabteilung (bis 1972). Ausgangspunkt für die Lehre bildete die Untersuchung der als eine abgeschlossene Periode aufgefassten modernen Architektur. Aus der Analyse anerkannter Meisterwerke, namentlich von Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright, wurden die räumlichen Charakteristika wie etwa «Transparenz» destilliert und zur Grundlage von lehrbaren Entwurfsprinzipien gemacht. Hoesli war Mitbegründer und von 1976 bis 1980 Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta); 1968 erschien dort, von Hoesli übersetzt und kommentiert, die deutsche Erstausgabe von «Transparenz» von Colin Rowe und Robert Slutzky. In den späten 1970er Jahren beschäftigte sich Hoesli in Zusammenarbeit mit Paul Hofer – und in kritischer Auseinandersetzung mit Aldo Rossi – mit der Dialektik von bebautem Raum und öffentlichem Zwischenraum. Das «dialogisches Stadtmodell» wurde mit Studierenden des Diplomjahres, in das Hoesli gewechselt war, in bewusst experimentell angelegten Kursen erforscht.
Die dem schulischen Engagement hintangestellte praktische Tätigkeit – der grösste Teil seines Werkes entstand zwischen 1958 und 1970 in Zusammenarbeit mit Werner Aebli – diente Hoesli insbesondere auch als Prüfstein seiner theoretischen Prämissen. Seine wichtigen Bauten sind das Primarschulhaus Elm (1959–1962), das Knabenheim «Linthkolonie» in Ziegelbrücke (1960–1967), die Buchdruckerei Zollikofer in St. Gallen (1960–1968), die Ferienhäuser Reynolds in Emmetten (1961–1964) und Stadler in Amden (1962–1965, alle mit Werner Aebli) sowie das Einfamilienhaus Zollikofer in St. Gallen (1975–1977, mit Arthur Rüegg).
Bruno Maurer
Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Heinrich Bernhard Hoesli, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, April 2016, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/heinrich-bernhard-hoesli
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
42 Planschrankschubladen, circa 30 Regallaufmeter:
Bernhard Hoesli gehörte weniger als praktizierender Architekt denn als Architekturlehrer zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Schweizer Architektur nach 1945. Nach Abschluss seines Architekturstudiums an der ETH Zürich (1943–1948, Diplom bei Hans Hofmann) arbeitete Hoesli bei Le Corbusier in Paris und Marseille (Unité d’habitation). Nach praktischer Tätigkeit in New York und Chicago übernahm er 1951 an der School of Architecture der University of Texas in Austin eine Professur. Hoesli gehörte mit Colin Rowe, Robert Slutzky, John Hejduk, Werner Seligmann, Lee Hodgden, John Shaw unter anderem zur Gruppe der sogenannten «Texas Rangers», die sich unterstützt vom Dean Harwell Hamilton Harris, Spiritus rector des weltweit beachteten Experiments, intensiv um die theoretische Grundlagen einer modernen Entwurfslehre bemühten, in der die Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte einen zentralen Platz einnahm.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz praktizierte Hoesli in Basel mit Theo Manz und wurde 1958 Assistent von Werner M. Moser an Architekturabteilung der ETH Zürich. 1960 zum ausserordentlichen Professor ernannt, entwickelte er einen «Grundkurs» für das erste Jahr. 1968 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor. Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung der Architekturabteilung (bis 1972). Ausgangspunkt für die Lehre bildete die Untersuchung der als eine abgeschlossene Periode aufgefassten modernen Architektur. Aus der Analyse anerkannter Meisterwerke, namentlich von Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright, wurden die räumlichen Charakteristika wie etwa «Transparenz» destilliert und zur Grundlage von lehrbaren Entwurfsprinzipien gemacht. Hoesli war Mitbegründer und von 1976 bis 1980 Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta); 1968 erschien dort, von Hoesli übersetzt und kommentiert, die deutsche Erstausgabe von «Transparenz» von Colin Rowe und Robert Slutzky. In den späten 1970er Jahren beschäftigte sich Hoesli in Zusammenarbeit mit Paul Hofer – und in kritischer Auseinandersetzung mit Aldo Rossi – mit der Dialektik von bebautem Raum und öffentlichem Zwischenraum. Das «dialogisches Stadtmodell» wurde mit Studierenden des Diplomjahres, in das Hoesli gewechselt war, in bewusst experimentell angelegten Kursen erforscht.
Die dem schulischen Engagement hintangestellte praktische Tätigkeit – der grösste Teil seines Werkes entstand zwischen 1958 und 1970 in Zusammenarbeit mit Werner Aebli – diente Hoesli insbesondere auch als Prüfstein seiner theoretischen Prämissen. Seine wichtigen Bauten sind das Primarschulhaus Elm (1959–1962), das Knabenheim «Linthkolonie» in Ziegelbrücke (1960–1967), die Buchdruckerei Zollikofer in St. Gallen (1960–1968), die Ferienhäuser Reynolds in Emmetten (1961–1964) und Stadler in Amden (1962–1965, alle mit Werner Aebli) sowie das Einfamilienhaus Zollikofer in St. Gallen (1975–1977, mit Arthur Rüegg).
Bruno Maurer
Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Heinrich Bernhard Hoesli, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, April 2016, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/heinrich-bernhard-hoesli
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
42 Planschrankschubladen, circa 30 Regallaufmeter:
- Pläne, Fotografien und Akten zu eigenen Bauten und Projekten
- Materialien zur Lehre an der University of Texas sowie an der ETH Zürich
- Vorlesungsdias
- circa 3 Dutzend Modelle von ETH-Studenten
- Korrespondenz
- Biografika
- Bibliothek
Ausgewählte Literatur
- Jürg Jansen, Hans-Ulrich Jörg, Luca Maraini, Hans-Peter Stöckli (Hg.), Architektur lehren. Bernhard Hoesli an der Architekturabteilung der ETH Zürich, Zürich 1989.
- Guido Kueng (Hg.), Bernhard Hoesli – Architexte, Zürich 1991.
- Alexander Caragonne, The Texas Rangers. Notes from an Architectural Underground, Cambridge, MA, 1995.
- Colin Rowe, Robert Slutzky, Transparenz (mit einem Kommentar vor Bernhard Hoesli und einer Einführung von Werner Oechslin), Basel/Boston/Berlin 1997.
- Arthur Rüegg, Hoesli, (Heinrich) Bernhard, in: Rucki, Isabelle, und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 271–272.
- Pia Simmendinger, Heinrich Bernhard Hoeslis Entwurfslehre an der ETH Zürich. Eine Untersuchung über Inhalt, Umsetzung und Erfolg seines Grundkurses von 1959–1968, Diss., ETH Zürich, 2010.
- Judith Hopfengärtner, Das «Unternehmen Solothurn». Ein experimenteller Entwurfskurs mit Aldo Rossi, Paul Hofer und Bernhard Hoesli an der Architekturabteilung der ETH Zürich, in: Ákos Moravánszky und Judith Hopfengärtner (Hg.), Aldo Rossi und die Schweiz. Architektonische Wechselwirkungen, Zürich 2011, S. 77–95.
- Tom Steinert, Komplexe Wahrnehmung und moderner Städtebau. Paul Hofer, Bernhard Hoesli und ihre Konzeption der «dialogischen Stadt», Zürich 2014.