Albert Bodmer (1893–1990)

Geb. 3. Juli 1893 in Zürich, gest. 15. Februar 1990 in Gächlingen, Schwyz

Albert Bodmer, Sohn des gleichnamigen Bauingenieurs und Bauleiters von Arnold Bürkli bei den Zürcher Quaianlagen (um 1885), studierte an der ETH Zürich Bauingenieurwesen und besuchte dort auch Vorlesungen Hans Bernoullis zum Städtebau, die für ihn prägend waren. Noch Student, gewann er bereits 1918 im Wettbewerb Gross-Zürich, den die Stadt Zürich zusammen mit ihren Nachbargemeinden — angeregt durch den Wettbewerb Gross-Berlin 1909/10 und in der Folge der Zürcher Städtebauausstellung 1911 — veranstaltete, zusammen mit Konrad Hippenmeier den 2. Preis, ex aequo mit Hermann Herter. Hans Bernoulli war neben anderen Preisrichter. Der Wettbewerb verlangte einen fundierten Plan für die Entwicklung des städtischen Grossraums von Zürich für einen Zeitraum von dreissig Jahren. Neben einem Bebauungsplan und einem Konzept für die gesamte Verkehrsinfrastruktur umfasste dieser eine detaillierte Nutzungsplanung (Zonenplan) und gestalterische Vorschläge für öffentliche Bauten und Gelände. Der Erfolg in diesem Wettbewerb verschaffte Bodmer Anerkennung als Städtebauexperte und leitende Stellen als Stadtplaner, zunächst als Adjunkt des Stadtbaumeisters von Biel (1919–1922), wo er einen analogen Bebauungsplanwettbewerb organisierte. 1922 gewann er den Wettbewerb für einen Bebauungsplan der Stadt Aarberg.

In seiner Funktion als Stadtplaner von Winterthur (1923–1931) arbeitete Bodmer einen Nutzungszonenplan aus – den ersten für eine Schweizer Stadt. Hier war er – als Anhänger der Gartenstadtbewegung — Mitbegründer der Heimstättengenossenschaft. 1932 wurde er zum Chef d’urbanisme der Stadt Genf gewählt und entwickelte dort 1937 den visionären regionalen Richtplan. Seit 1948 Chef des Regionalplanungsbüros in Bern, führte er dort zeitweilig ein eigenes Büro (1956–1959). Von 1959 bis 1963 wirkte er in der Türkei als Stadtplanungsexperte der UNO, anschliessend als Kreisplaner der Region Winterthur-Zürcher Oberland (bis 1966). Als privater Planer war er danach noch während Jahren tätig.

Alex Winiger

Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Albert Bodmer, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, Oktober 2012, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/albert-bodmer
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Bestand



Das Nachlassfragment Albert Bodmers im NSL-Archiv umfasst Unterlagen zu rund 25 eigenen Planungen, 10 Expertentätigkeiten sowie rund 15 thematischen Sammlungen. Der Bestand enthält im Einzelnen:
  • 1 Planschrankschublade und 5 Schachteln mit Akten, Berichten, Plänen
  • 1 Schachtel mit Aufsätzen und Publikationen
  • 8 Schachteln Sammlungen, Fotografien, Ansichtskarten, Biografika
  • circa 150 Bücher (katalogisiert, in Nebis: NSL 12-BIB)

Unterlagen zum Richtplan Oberlandstadt (1963–1973) befinden sich in den Archivbeständen Planpartner und Planungsgruppe Zürcher Oberland / Ullin Streiff.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Winterthur. Die siedlungspolitische Entwicklung einer schweizerischen Industriestadt seit 1860. Der Gartenstadtgedanke in der Entwicklung der Stadt Winterthur, Werk 15 (1928), Nr. 7, S. 200–205.
  • Verkehr, in: Städtebau in der Schweiz. Grundlagen, hg. vom Bund Schweizer Architekten, redigiert von Camille Martin† und Hans Bernoulli, Zürich 1929, S. 33—44.
  • Die Städtebau-Ausstellung, in: Schweizerische Städtebau-Ausstellung, Winterthur 1929 (Wegleitungen des Gewerbemuseums Winterthur 44).
  • Urbanisme, in: Livre d’Or du Bimillénaire. Genève 1942, Genf 1942.
  • Altstadtsanierung. Neue Aspekte — Neue Aktion, in: Plan 7 (1950), Nr. 3, S. 79–80.
  • Die Bedeutung unserer Kleinstädte als Industriestandorte, Plan 8 (1951), Nr. 6, S. 210—215.
  • Orts- und Regionalplanung im Kanton Bern, in: Jahrbuch des Thuner- und Brienzersee, Thun 1952, S. 37–53; Sonderdruck, Spiez 1953).
  • Revision der Stadtplanung Izmir — Türkei: Schlussbericht. Programm der technischen Hilfe der Vereinigten Nationen, Zürich 1961.
  • Erinnerungen an die Zukunft der Stadt Winterthur, in: Winterthurer Jahrbuch 1972.

Sekundärliteratur
  • Ernst Winkler, Gabriela Winkler und Martin Lendi (Hg.), Dokumente zur Geschichte der Schweizerischen Landesplanung, Zürich 1979 (Schriftenreihe zur Orts-, Regional- und Landesplanung Nr. 1), S. 180–181.
  • [Michael Koch], Albert Bodmer (1893–1990) [Nachruf], in: DISP 101 (April 1990), S. 42 (gez. «mk »).
  • Michael Koch, Bodmer, Albert, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 67.
  • Daniel Kurz, Die Disziplinierung der Stadt. Moderner Städtebau in Zürich 1900 bis 1940, Zürich 2008.