Oskar Burri (1913–1985)
Geb. 16. Januar 1913 in Malters, Luzern, gest. 23. April 1985 in Zumikon
Der Sohn des Posthalters und Dorffotografen Josef Burri fand über eine Schreinerlehre, die Ausbildung zum Innenarchitekten sowie Praktika im Ausland 1939 den Weg als Fachhörer an die ETH Zürich. Oskar Burri hat danach in Malters und in Zumikon gelebt und gearbeitet. Jakob Zweifel schreibt in seinem Nachruf (Zweifel 1985, S. 2): «Nebst seinem visionären Raumempfinden und dem Feingefühl für die menschlichen Bedürfnisse ist der Sinn für das Baumaterial, das Eingehen auf die Arbeit der Handwerker […] das Prägende seiner Architektur geworden […].»
Seine wichtigsten Lehrer waren Wilhelm Kienzle an der Kunstgewerbeschule Zürich (1933–1936) sowie Hans Hofmann und William Dunkel an der ETH Zürich (1939–1942). In den Jahren 1936 und 1937 arbeitete Burri als Praktikant in Oslo an hölzernen Typenhäusern, 1938 und 1939 bei Le Corbusier in Paris an Detailplänen für ein Typenhaus aus Stahl.
Nach kurzer Zusammenarbeit mit Otto Glaus im Jahr 1943 realisierte Burri ab 1945 seine ersten eigenen Bauten: das Wohnhaus Halde und das Grotzli, eine Ski- und Ferienhütte im luzernischen Eigenthal. 1946 gewann er zusammen mit Glaus und Jacques Schader den 1. Preis im Wettbewerb für die Frauenklinik des Kantonsspitals Zürich; der Entwurf wurde nicht ausgeführt. Die Beschäftigung mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs veranlasste ihn, ein vorfabriziertes fünfeckiges Kleinsthaus für vier Personen zu entwerfen. Der Prototyp des hölzernen Modulhauses in Schwarzenberg, Luzern, wird heute als Unterkunft für die Forstwirtschaft genutzt.
Unweit davon steht die Feriensiedlung Mooshütte. Der Naturmensch Burri hat sie für seine sechsköpfige Familie in Etappen zwischen 1963 und 1985 auf dem Riedland am Nordhang des Pilatus realisiert. Die Mooshütte ist ein zentrales Werk, weil mit ihr seine Arbeit als moderner Entwerfer, Innenarchitekt und Handwerker exemplarisch zum Ausdruck kommt: Das dreieckige Giebelhaus, ein polygonaler Kopfbau mit Atelier sowie drei in der Höhe gestaffelte Einraumhäuser – für seine Kinder bestimmt – bilden eine zusammenhängende Siedlung. Umgebung, Gebäude und die Möbel sind aus einer Hand entworfen und von der Familie und Freunden weitgehend selbst gebaut worden. Die Architektur steht beispielhaft für ein regionales, traditionell handwerkliches Bauen, das den Ideen der Moderne ebenso verpflichtet ist wie der voralpinen Landschaft, dem Klima auf 1000 Meter über Meeereshöhe sowie landwirtschaftlichen Nutzbauten.
Oskar Burris Werk umfasst eine Anzahl Wohn- und Ferienhäuser, die zwischen 1945 und 1985 vor allem in der Deutschschweiz entstanden sind. In der Gemeinde Zumikon finden sich ausdrucksstarke Zeugen seiner situativen Arbeit am jeweiligen Ort und in der jeweiligen Zeit: die drei Wohnhäuser im Rebhus (1955), das Bauernhaus im Tobelhus (1959) und das Wohnhaus Wengi (1964). Zu den späten Projekten zählt das Ferien- und Ausbildungszentrum der Schweizerischen Nationalbank auf dem Hasliberg, Bern. Es wurde 1981 fertiggestellt und 1982 vom Berner Heimatschutz ausgezeichnet.
Thomas Stadelmann
Zitierweise: Thomas Stadelmann, Bestandsbeschrieb Oskar Burri, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, Juni 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/oskar-burri
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Eigene Schriften
Sekundärliteratur
Der Sohn des Posthalters und Dorffotografen Josef Burri fand über eine Schreinerlehre, die Ausbildung zum Innenarchitekten sowie Praktika im Ausland 1939 den Weg als Fachhörer an die ETH Zürich. Oskar Burri hat danach in Malters und in Zumikon gelebt und gearbeitet. Jakob Zweifel schreibt in seinem Nachruf (Zweifel 1985, S. 2): «Nebst seinem visionären Raumempfinden und dem Feingefühl für die menschlichen Bedürfnisse ist der Sinn für das Baumaterial, das Eingehen auf die Arbeit der Handwerker […] das Prägende seiner Architektur geworden […].»
Seine wichtigsten Lehrer waren Wilhelm Kienzle an der Kunstgewerbeschule Zürich (1933–1936) sowie Hans Hofmann und William Dunkel an der ETH Zürich (1939–1942). In den Jahren 1936 und 1937 arbeitete Burri als Praktikant in Oslo an hölzernen Typenhäusern, 1938 und 1939 bei Le Corbusier in Paris an Detailplänen für ein Typenhaus aus Stahl.
Nach kurzer Zusammenarbeit mit Otto Glaus im Jahr 1943 realisierte Burri ab 1945 seine ersten eigenen Bauten: das Wohnhaus Halde und das Grotzli, eine Ski- und Ferienhütte im luzernischen Eigenthal. 1946 gewann er zusammen mit Glaus und Jacques Schader den 1. Preis im Wettbewerb für die Frauenklinik des Kantonsspitals Zürich; der Entwurf wurde nicht ausgeführt. Die Beschäftigung mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs veranlasste ihn, ein vorfabriziertes fünfeckiges Kleinsthaus für vier Personen zu entwerfen. Der Prototyp des hölzernen Modulhauses in Schwarzenberg, Luzern, wird heute als Unterkunft für die Forstwirtschaft genutzt.
Unweit davon steht die Feriensiedlung Mooshütte. Der Naturmensch Burri hat sie für seine sechsköpfige Familie in Etappen zwischen 1963 und 1985 auf dem Riedland am Nordhang des Pilatus realisiert. Die Mooshütte ist ein zentrales Werk, weil mit ihr seine Arbeit als moderner Entwerfer, Innenarchitekt und Handwerker exemplarisch zum Ausdruck kommt: Das dreieckige Giebelhaus, ein polygonaler Kopfbau mit Atelier sowie drei in der Höhe gestaffelte Einraumhäuser – für seine Kinder bestimmt – bilden eine zusammenhängende Siedlung. Umgebung, Gebäude und die Möbel sind aus einer Hand entworfen und von der Familie und Freunden weitgehend selbst gebaut worden. Die Architektur steht beispielhaft für ein regionales, traditionell handwerkliches Bauen, das den Ideen der Moderne ebenso verpflichtet ist wie der voralpinen Landschaft, dem Klima auf 1000 Meter über Meeereshöhe sowie landwirtschaftlichen Nutzbauten.
Oskar Burris Werk umfasst eine Anzahl Wohn- und Ferienhäuser, die zwischen 1945 und 1985 vor allem in der Deutschschweiz entstanden sind. In der Gemeinde Zumikon finden sich ausdrucksstarke Zeugen seiner situativen Arbeit am jeweiligen Ort und in der jeweiligen Zeit: die drei Wohnhäuser im Rebhus (1955), das Bauernhaus im Tobelhus (1959) und das Wohnhaus Wengi (1964). Zu den späten Projekten zählt das Ferien- und Ausbildungszentrum der Schweizerischen Nationalbank auf dem Hasliberg, Bern. Es wurde 1981 fertiggestellt und 1982 vom Berner Heimatschutz ausgezeichnet.
Thomas Stadelmann
Zitierweise: Thomas Stadelmann, Bestandsbeschrieb Oskar Burri, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, Juni 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/oskar-burri
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- Pläne, Fotos und Akten zu knapp 70 Bauten und Projekten (6 Planschrankschubladen, ca. 2 Regallaufmeter)
- Unterlagen zur Orts- und Landschaftsplanung
- Zürcher Hochschule der Künste, Archiv: Fotoarbeiten zu Burri (1957) respektive zum Hotel Jungfrau in Mürren (1975)
Ausgewählte Literatur
Eigene Schriften
- Ferienhaus aus hölzernen Normteilen, Typoskript, 1951.
Sekundärliteratur
- Ein selbsterbautes Ferienhaus, in: Die Freiheit, Juli 1945 (gez. «M. Oe.»).
- Ski- und Ferienhaus aus Normteilen, in: Bauen und Wohnen 2 (1948), Nr. 4, S. 10–11.
- Transportables Klein-Ferienhaus, in: Werk 39 (1952), Nr. 6, S. 191.
- H[ans] Marti, Ferienhaus aus hölzernen Normteilen, in: Schweizerische Bauzeitung 70 (1952), Nr. 45, S. 645–647.
- Ernst Kettiger, Motel-Projekt Burri, in: Interieur. Schweizer Zeitschrift für moderne Raumgestaltung 1 (1956), Nr. 2, S. 27.
- Drei Einfamilienhäuser in Zumikon bei Zürich, Werk 43 (1956), Nr. 3, S. 76–79.
- Jakob Zweifel, Oskar Burri Architekt 16. Januar 1913–25. April 1985, Typoskript, Zürich, 30. April 1985, Archiv Thomas Stadelmann.
- Der Architekt Oskar Burri, 1913–1985, in: Schweizer Ingenieur und Architekt 104 (1986), Nr. 48, S. 1249–1257 (Willi Egli, S. 1249; Hans Dreher, S. 1249; Waldemar Santi, S. 1249; Jakob Zweifel, S. 1249–1257).
- Thomas Stadelmann und Georg Vranek, Das Kleinsthaus von Oskar Burri, Juli 1994, Wahlfacharbeit, ETH Zürich, Lehrstuhl für Kunst- und Architekturgeschichte, Werner Oechslin.
- Georg Vranek, Die Feriensiedlung Mooshütte von Oskar Burri, Oktober 1994, Wahlfacharbeit, ETH Zürich, Lehrstuhl für Entwurf und Konstruktion, Herbert E. Kramel.
- Thomas Stadelmann, Typenmöbel, Notunterkunft und Blechbüchse. Zum Kleinsthaus von Oskar Burri, in: archithese, 25 (1995), Nr. 5, S. 42–44.
- Claude Lichtenstein, Burri, Oskar, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 109.
- R[eto] G[adola], Work in progress und Gesamtkunstwerk. Oskar Burri: Feriensiedlung Mooshütte, Schwarzenberg LU, 1963/64, 1967–1970, 1974/75, in: Reto Gadola (Hg.), Architektur der Sehnsucht. 20 Schweizer Ferienhäuser aus dem 20. Jahrhundert, Zürich 2013, S. 140–143.