Hans Konrad Pestalozzi (1848–1909)
Geb. 2. Juli 1848 in Zürich, gest. 15. Juni 1909 in Zürich
Hans Konrad Pestalozzi, Sohn eines Rohseidenhändlers, besuchte nach der Industrieschule von 1865 bis 1868 die Bauschule des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich, an dem zu dieser Zeit unter anderen Gottfried Semper, Julius Stadler und Wilhelm Lübke lehrten. 1871 arbeitete er in Wien an Sempers Projekten für die Hofmuseen mit. Nach Aufenthalten in Paris und Rom war er seit 1874 als Architekt in Zürich tätig. Dort entwarf er hauptsächlich Wohnbauten an der damaligen südwestlichen Stadtgrenze zur Gemeinde Enge, wo die Schleifung der barocken Befestigungsanlage 1833/34 Raum für eine rege Bautätigkeit geschaffen hatte. Einige seiner circa drei Dutzend bekannten Bauprojekte entstanden in den 1870er Jahren entweder für seinen Vater Salomon Pestalozzi-Hirzel oder für seinen Schwiegervater, den Architekten August Stadler.
1881 wurde Pestalozzi in die Zürcher Stadtregierung gewählt und nahm das Amt des Bauvorstands ein, 1889 wurde er Stadtpräsident. Sein bedeutendstes Geschäft in dieser Funktion war 1893 die Eingemeindung von 12 Nachbargemeinden und damit die Entstehung von Gross-Zürich. Das zunächst grösste Bauprojekt unter seiner Ägide war das Schweizerische Landesmuseum auf dem Platzspitz. Der Entwurf des jungen Architekten Gustav Gull hatte im Wettbewerb 1891 der Stadt dazu verholfen, dass sie gegenüber Basel, Bern und Luzern den Zuschlag als Standort des Museums erringen konnte. Pestalozzi honorierte den Erfolg Gulls, indem er ihn 1895 zum zweiten Stadtbaumeister ernannte, dem als hauptsächliche Aufgabe die Schaffung von Bauten für die stark gewachsene städtische Verwaltung zufiel.
Als Mitglied der liberalen, später der freisinnigen Partei nahm Pestalozzi neben seiner Regierungstätigkeit wichtige politische Ämter ein. Er war Zürcher Kantonsrat (1885–1909), Schweizer Nationalrat (1890–1905), von 1890 bis 1902 Verwaltungsrat der Schweizerischen Nordostbahn, dann bis 1909 der Schweizerischen Bundesbahnen. 1897 war er Mitbegründer des Schweizerischen Städteverbandes. Von 1908 bis 1909 präsidierte er das Schweizerische Rote Kreuz.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Hans Konrad Pestalozzi, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/hans-konrad-pestalozzi
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Eigene Schriften
Sekundärliteratur
Hans Konrad Pestalozzi, Sohn eines Rohseidenhändlers, besuchte nach der Industrieschule von 1865 bis 1868 die Bauschule des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich, an dem zu dieser Zeit unter anderen Gottfried Semper, Julius Stadler und Wilhelm Lübke lehrten. 1871 arbeitete er in Wien an Sempers Projekten für die Hofmuseen mit. Nach Aufenthalten in Paris und Rom war er seit 1874 als Architekt in Zürich tätig. Dort entwarf er hauptsächlich Wohnbauten an der damaligen südwestlichen Stadtgrenze zur Gemeinde Enge, wo die Schleifung der barocken Befestigungsanlage 1833/34 Raum für eine rege Bautätigkeit geschaffen hatte. Einige seiner circa drei Dutzend bekannten Bauprojekte entstanden in den 1870er Jahren entweder für seinen Vater Salomon Pestalozzi-Hirzel oder für seinen Schwiegervater, den Architekten August Stadler.
1881 wurde Pestalozzi in die Zürcher Stadtregierung gewählt und nahm das Amt des Bauvorstands ein, 1889 wurde er Stadtpräsident. Sein bedeutendstes Geschäft in dieser Funktion war 1893 die Eingemeindung von 12 Nachbargemeinden und damit die Entstehung von Gross-Zürich. Das zunächst grösste Bauprojekt unter seiner Ägide war das Schweizerische Landesmuseum auf dem Platzspitz. Der Entwurf des jungen Architekten Gustav Gull hatte im Wettbewerb 1891 der Stadt dazu verholfen, dass sie gegenüber Basel, Bern und Luzern den Zuschlag als Standort des Museums erringen konnte. Pestalozzi honorierte den Erfolg Gulls, indem er ihn 1895 zum zweiten Stadtbaumeister ernannte, dem als hauptsächliche Aufgabe die Schaffung von Bauten für die stark gewachsene städtische Verwaltung zufiel.
Als Mitglied der liberalen, später der freisinnigen Partei nahm Pestalozzi neben seiner Regierungstätigkeit wichtige politische Ämter ein. Er war Zürcher Kantonsrat (1885–1909), Schweizer Nationalrat (1890–1905), von 1890 bis 1902 Verwaltungsrat der Schweizerischen Nordostbahn, dann bis 1909 der Schweizerischen Bundesbahnen. 1897 war er Mitbegründer des Schweizerischen Städteverbandes. Von 1908 bis 1909 präsidierte er das Schweizerische Rote Kreuz.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Hans Konrad Pestalozzi, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/hans-konrad-pestalozzi
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- 2 Planschrankschubladen Pläne zu 38 Bauten und Entwürfen, darunter zahlreiche Zeichnungen aus der Studienzeit an der Bauschule des Zürcher Polytechnikums
Ausgewählte Literatur
Eigene Schriften
- Der Bau des Schweizerischen Landesmuseums, in: Festgabe auf die Eröffnung des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich am 25. Juni 1898, Zürich 1898, S. 33–44.
Sekundärliteratur
- Reden gehalten zum Gedächtnis von Hans Pestalozzi, Stadtpräsidenten von Zürich, geb. den 2. Juli 1848, gest. den 14. Juni 1909, Zürich 1909.
- August Stadler, Robert Billeter und Maria Wilhelmina Pestalozzi-Stadler, Stadtpräsident Hans Pestalozzi, (1848–1909), Zürich 1912.
- Hans Pestalozzi-Keyser, Geschichte der Familie Pestalozzi, o. O. [Zürich] 1958, S. 163–166.
- Cristina Gutbrod, Gustav Gull (1858–1942) – Architekt der Stadt Zürich 1890–1911. Zwischen Vision und Baupolitik, Diss., ETH Zürich 2009, S. 102–103, 148.
- Veronika Feller-Vest, Hans Konrad Pestalozzi, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 2020.