Froebel, Theodor (1810–1893) und Otto (1844–1906), Otto Froebel’s Erben [Robert Froebel (1878–1966)]

Zürcher Gartenbaufirma Theodor Froebel, Otto Froebel, Otto Froebel’s Erben

Theodor Froebel: Geb. 31. Juli 1810 in Griesheim, Thüringen, gest. 3. Oktober 1893 in Zürich
Otto Froebel: Geb. 27. Dezember 1844 in Zürich, gest. 28. August 1906 in Zürich
Robert Froebel: Geb. 20. September 1878 in Riesbach, Zürich, gest. 29. April 1966 in Zug

Theodor Froebel, Begründer der Zürcher Kunst- und Handelsgärtnerei Froebel, und sein Sohn Otto gehören zu den bedeutendsten Gartengestaltern in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Von den ersten Schmuckplätzen über Privatgärten bis zu den Quaianlagen prägten sie nicht nur das städtische Grün in Zürich, sondern machten sich ausserdem mit ihrer Expertise und ihrem erfolgreichen, weltweit vernetzten Unternehmen über die Landesgrenzen hinaus einen Namen als Pflanzenzüchter.

Nach Lehr- und Wanderjahren, die Theodor Froebel an prominenten Stätten der Gartenkultur und Botanik verbrachte und die ihn über den Kartausgarten von Eisenach in den grossherzoglichen Belvedere-Garten in Weimar sowie die Botanischen Gärten in Göttingen, München und Berlin führten, übersiedelte er 1834 nach Zürich. Hier erhielt er die Stelle des ersten Universitätsgärtners und leitete als Obergärtner die Anlage des (Alten) Botanischen Gartens auf dem ehemaligen Festungsbollwerk zur Katz. 1835 gründete er ein eigenes Unternehmen. 1836 eröffnete er zusammen mit seinem ehemaligen Göttinger Arbeitskollegen Heinrich Würth die Handelsgärtnerei Fröbel & Würth. Nachdem er 1841 die Stelle als der Universitätsgärtner aufgegebenen hatte und sein Geschäftspartner 1844 nach Australien ausgewandert war, führte die Firma unter dem Namen Fröbel & Comp. weiter. Er betrieb intensiv Pflanzenzucht wie auch «Kunstgärtnerei» (Gartengestaltung). In Zürich und Umgebung plante er zahlreiche private und öffentliche Anlagen oder gestaltete sie um, vorwiegend im landschaftlichen Stil. Er verstand es, die Topographie in die Gestaltung einzubeziehen wie etwa beim Garten der Villa Wesendonck (1855), heute Rieterpark. Unter seiner Leitung entstanden in Zürich unter anderem der Platzanlage vor dem Bahnhof Stadelhofen (1863) und die Bepflanzung der Bahnhofstrasse (1865) sowie in Cham bei Zug der der Park der Villa Villette (1865).

Sein Sohn Otto trat 1865 in die Firma ein. Nach einer Gärtnerlehre bei seinem Vater hatte Otto Froebel die Gesellenzeit in den renommierten Zentren für Gartenbau und Pflanzenzucht in Lothringen (Simon-Louis Frères, Plantières bei Metz) und Belgien (Louis van Houtte, Gentbrugge) absolviert und war zum Abschluss gemeinsam mit dem Vater durch England, Frankreiche, die Niederlande und Italien gereist . Seit 1875 hatte er Anteile an der nun Froebel & Co. genannten Firma. Seine erste grösser Anlage schuf er für die erste Schweizerische Landesausstellung 1883 in Zürich auf dem Platzspitz. 1886 erhielt er zusammen mit dem in Gent, England und Paris ausgebildeten Berufskollegen Evariste Mertens den Grossauftrag für die Zürcher Quaianlagen und gründete mit ihm eine bis 1889 bestehende Bürogemeinschaft, die beispielsweise auch für den Garten der Villa Bleuler (1885–1888) veranwortlich zeichnete. 1890 übernahm er die Geschäftsführung des in «Otto Froebel» umbenannten Unternehmens.

Sein gestalterisches Wirken entfaltete Otto Froebel hauptsächlich in Zürich, aber auch ausserhalb der Schweiz. Sein Schaffen war vielfältig: es finden sich darunter zahlreiche bedeutende öffentliche Gartenanlagen, Ausstellungen, Friedhöfe, Aussenanlagen für Kirchen, Spitäler, Villenüberbauungen, Gärten für Mehrfamilienhäuser und Hotels. Wie schon sein Vater, befasste sich auch Otto Froebel intensiv mit Pflanzenzucht. Seine Pflanzenzüchtungen wurden vielfach prämiert, die reichhaltigen Kataloge der Firma waren weitherum bekannt. Die Firma Otto Froebel war auch begehrt als Ausbildungsort. Unter anderen gingen Henry Correvon, später Spezialist für Alpenflora, sowie Gustav Ammann (1885–1955) bei ihm in die Lehre.

Im Jahre 1906, nach dem Tod von Otto Froebel, übernahm sein Sohn Robert die Leitung der Firma, welche nun Otto Froebel’s Erben hiess. 1911 trat Gustav Ammann in der Firma die Stelle eines leitenden Gartenarchitekten an. Ammann setzte sich sowohl mit der zeitgenössischen Gartengestaltung auseinander als auch mit den sozialen Problemen, die sich aus der fortschreitenden Urbanisierung und Industrialisierung ergaben. Der Wohngarten, der Arbeitergarten und der Nutzgarten wurden zu neuen Themen. Öffentlichen Anlagen, etwa der (nicht realisierte) Volkspark Herdern (1913), sollten die Bedürfnisse der städtischen Arbeiterbevölkerung nach Luft, Natur und Bewegung erfüllen.

Theodor Froebel und Otto Froebel schufen Werke, die in ihrer Zeit wegweisend waren. Sie arbeiteten mit namhaften Schweizer Architekten ihrer Zeit zusammen, unter anderen mit Leonhard Zeugheer, Alfred Friedrich Bluntschli, Karl Moser und Gustav Gull. Gustav Ammann projektierte für Karl Moser, Pfleghard & Haefeli, später mit Protagonisten der Schweizer Architekturmoderne, darunter Max Ernst Haefeli, Werner Max Moser, Alfred Roth und Emil Roth. Unter seiner Leitung wurde 1933, im Jahr der Firmenauflösung nach knapp 100 Jahren, die wegweisende Zürcher Gartenbauausstellung ZÜGA realisiert. Im gleichen Jahr gründete er die Firma neu, unter eigenem Namen.

Marta Knieza

Zitierweise: Marta Knieza, Bestandsbeschrieb Theodor Froebel, Otto Froebel, Otto Froebel’s Erben (Robert Froebel), in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Mai 2012 (überarbeitet März 2021), archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/froebel
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.


Bestand



Der Bestand Froebel im NSL Archiv, aus dem Nachlass der Familie Ammann stammend, umfasst Dokumente zu etwa 1000 Objekten, die in den Jahren zwischen 1861 und 1911 durch Theodor, Otto und Robert Froebel sowie von 1911 bis 1933 durch Gustav Ammann in der Firma Otto Froebel’s Erben bearbeitet wurden. Davon können etwa 300 Objekte Theodor und Otto Froebel sowie der Zusammenarbeit von Otto Froebel und Evariste Mertens zugewiesen werden. Ungefähr 700 Objekte stammen von Robert Froebel sowie aus der Tätigkeit Gustav Ammanns in der Firma Otto Froebel’s Erben.
Die Planungen Theodor und Otto Froebels sind in Plänen sowie einigen Fotos überliefert. In den Projektunterlagen Gustav Ammanns finden sich zusätzlich etwas Akten. Insgesamt sind am NSL Archiv Unterlagen im Umfang von 4 Regallaufmetern stehender Mappen, einer Hängeregisterschublade kleinformatiger Unterlagen sowie einiger Regallaufmeter Akten und Glasnegative aufbewahrt.
Einzelne Pläne der Firma Froebel finden sich im Stadtarchiv Zürich. Kollektionsbücher von Pflanzen und Kataloge sowie weitere Unterlagen zu Privatgärten existieren in Bibliotheken und in Privatbesitz.


Ausgewählte Literatur


  • Carl Schröter, Otto Froebel 1844–1906, in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft 89 (1906), S. XXXVIII–XLV (Nachruf).
  • Eeva Ruoff, Kunstgärtner und Pflanzenzüchter. Die Firma Theodor, Otto und Robert Froebels prägte Zürichs Stadtbild, in: Turicum 21 (1990), Nr. 3, S. 42–49.
  • Udo Weilacher, Peter Wullschleger, Landschaftsarchitekturführer der Schweiz, Basel 2002.
  • Monika Leonhardt, Theodor und Otto Froebel. Pflanzenhändler, Züchter und Gartengestalter in Zürich von 1835 bis 1906, in: Julia Burbulla, Susanne Karn und Gabi Lerch (Hg.), Stadtlandschaften. Schweizer Gartenkunst in der Zeit der Industrialisierung, Zürich 2006, S. 76–83.
  • Johannes Stoffler, Gustav Ammann. Landschaften der Moderne in der Schweiz, Zürich 2008.
  • Claudia Moll, An den Wurzeln der Profession. Die Zürcher Kunst- und Handelsgärtner Theodor (1810–93) und Otto Froebel (1844–1906), Diss., ETH Zürich 2016.
  • Claudia Moll, Theodor & Otto Froebel. Gartenkultur in Zürich im 19. Jahrhundert, Zürich 2019.