Barth & Zaugg [Alfons Barth (1913–2003), Hans Zaugg (1913–1990]
Alfons Barth: Geb. am 13. November 1913 in Aarau, gest. 9. September 2003 in Aarau
Hans Zaugg: Geb. am 3. Mai 1913 in Olten, gest. am 3. August 1990 in Trimbach
Alfons Barth und Hans Zaugg werden zusammen mit Franz Füeg, Fritz Haller und Max Schlup der sogenannten Schule von Solothurn oder auch Solothurner Schule zugerechnet. Als Jürgen Joedicke 1969 diesen Begriff prägte, herrschte Bauboom und im Schweizer Mittelland und am Jurasüdfuss war eine Reihe von Architekten daran, die Nachkriegsmoderne radikal voranzutreiben. Barth und Zaugg zählen zu den ebenso vehementen wie konsequenten Vertretern einer regionalen Ausprägung der Nachkriegsmoderne in der Schweiz, die sich am Vorbild von Mies van der Rohe orientierte.
Sowohl Alfons Barth als auch Hans Zaugg begannen ihre beruflichen Karrieren mit einer Hochbauzeichnerlehre (1928–1931). Barth absolvierte sie im väterlichen Architekturbüro in Schönenwerd, Zaugg im Büro von Walter Real und Arnold von Arx in Olten. Danach studierten beide von 1932 bis 1934 am Technikum in Burgdorf, wo sie sich kennenlernten. Darauf trennten sich ihre Wege vorübergehend: Während Barth von 1934 bis 1940 in verschiedenen Architekturbüros mitarbeitete, unter anderem bei Josef Schütz in Zürich für die Schweizerische Landesausstellung 1939, und sich in der Regional- und Landesplanung weiterbildete, setzte Zaugg das Architekturstudium von 1935 bis 1938 als Fachhörer an der ETH Zürich fort, unter anderem bei William Dunkel und Otto Rudolf Salvisberg, bei dem er auch Assistent war. Beide gründeten sodann eigene Architekturbüros: Alfons Barth 1940 im zwischen Aarau und Olten gelegenen Schönenwerd und Hans Zaugg 1942 in Olten. 1944 schlossen sie sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, jeder mit seinem bisherigen Büro und einem zusätzlichen Büro «Barth & Zaugg» in Aarau.
Frühe Erfolge von Barth & Zaugg waren das Schulhaus Zentrum in Grenchen (1948–1951), das Verwaltungsgebäude der Aare-Tessin AG und die Hauptpost in Olten (1950–1952, zusammen mit Walter von Gunten) sowie die Berufsschule Olten (1954, mit Oskar Bitterli). Ansonsten standen am Anfang vor allem Einfamilienhäuser. Exemplarisch für die Entwicklung der Architekten sind die beiden für sich selbst und ihre Familien gebauten Wohnhäuser. Alfons Barth errichtete in Schönenwerd ein Satteldachhaus mit Putzfassaden (1946–1948), an dem die Suche nach Erneuerung in den fliessenden Übergängen von Ess- und Wohnbereich sowie von Halle und Gartenlaube zum Ausdruck kommt. Hans Zauggs Eigenheim in Olten (1955–1956) besteht in der Hauptsache aus einer Stahlkonstruktion mit Bereichen in Sichtbeton und demonstriert das moderne Konzept fliessender Räume, die sich durch Glaswände mit dem Aussenraum verbinden. Der offene Grundriss wirkte revolutionär. Zaugg schrieb in einem persönlich abgefassten Bericht in der Zeitschrift Bauen + Wohnen 1956: «Die Durchsichtigkeit der Räume hat etwas Befreiendes. In den kleinen Einzimmerkojen, in denen die Trennwände zum Wohnraum oben durchsichtig sind, ‹scheint die Sonne› trotz Nordostlage. Die durchgehende Decke läßt die kleinen Räume größer erscheinen.» (S. 312)
Unter den weiteren Wohnhäusern sind das von Alfons Barth projektierte Haus Trümpy in Hägendorf (1963–1964) und das nur von Hans Zaugg entworfene Haus Süess in Starrkirch-Wil (1964–1965), beide im Kanton Solothurn, hervorzuheben. Sie bestechen durch eine Reduktion der Gestaltungsmittel – orthogonale Baukörper in Sichtbeton mit Stahl-Glas-Fassaden – und eine daraus resultierende rigorose Strenge, mit der sich die Architektur von der natürlichen Umgebung abhebt. Bei diesen ganz offensichtlich an Ludwig Mies van der Rohes orientierten Bauten zeigten sich Barth und Zaugg als kompromisslose Vertreter der Moderne.
Das Büro Barth & Zaugg wurde durch zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbserfolge bekannt. Unter den öffentlichen Bauten stechen die Schulanlagen heraus: das Primarschulhaus Scheibenschachen in Aarau (1961–1963), das Schulhaus Säli in Olten (1964–1968), das Oberstufenzentrum Auen in Frauenfeld (1967–1968, 1991–1992) und die Mensa und Mediothek der Kantonsschule in Solothurn (1988–1990). Die Reduktion bis zum Minimalismus kommt besonders am Schweizer Buchzentrum in Hägendorf (1973–1975, 1985–1987) zum Ausdruck. Die Abdankungshalle des Krematoriums in Aarau (1967–1968) besticht durch die Magie des Puristischen. Eine Besonderheit stellt die Urnenhalle im Waldfriedhof Meisenhard in Olten (1972) dar, die mit stereometrischer Strenge in die Topografie eingeschrieben ist. Das Ausbildungszentrum Löwenberg der SBB in Murten (1980–1982) realisierten Barth und Zaugg zusammen mit Fritz Haller, mit dem sie eine Freundschaft sowie eine geistige Verwandtschaft verband.
Michael Hanak
Zitierweise: Michael Hank, Bestandsbeschrieb Alfons Barth und Hans Zaugg, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/barth-zaugg
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Trotz seines grossen Umfangs sind in den Nachlässen von Alfons Barth und Hans Zaugg nur ein Teil ihrer Projekte und Bauten. Sie umfassen Skizzen, Pläne, Modelle, Fotografien, aber auch Notizen und Juryberichte.
Eigene Schriften
Sekundärliteratur
Hans Zaugg: Geb. am 3. Mai 1913 in Olten, gest. am 3. August 1990 in Trimbach
Alfons Barth und Hans Zaugg werden zusammen mit Franz Füeg, Fritz Haller und Max Schlup der sogenannten Schule von Solothurn oder auch Solothurner Schule zugerechnet. Als Jürgen Joedicke 1969 diesen Begriff prägte, herrschte Bauboom und im Schweizer Mittelland und am Jurasüdfuss war eine Reihe von Architekten daran, die Nachkriegsmoderne radikal voranzutreiben. Barth und Zaugg zählen zu den ebenso vehementen wie konsequenten Vertretern einer regionalen Ausprägung der Nachkriegsmoderne in der Schweiz, die sich am Vorbild von Mies van der Rohe orientierte.
Sowohl Alfons Barth als auch Hans Zaugg begannen ihre beruflichen Karrieren mit einer Hochbauzeichnerlehre (1928–1931). Barth absolvierte sie im väterlichen Architekturbüro in Schönenwerd, Zaugg im Büro von Walter Real und Arnold von Arx in Olten. Danach studierten beide von 1932 bis 1934 am Technikum in Burgdorf, wo sie sich kennenlernten. Darauf trennten sich ihre Wege vorübergehend: Während Barth von 1934 bis 1940 in verschiedenen Architekturbüros mitarbeitete, unter anderem bei Josef Schütz in Zürich für die Schweizerische Landesausstellung 1939, und sich in der Regional- und Landesplanung weiterbildete, setzte Zaugg das Architekturstudium von 1935 bis 1938 als Fachhörer an der ETH Zürich fort, unter anderem bei William Dunkel und Otto Rudolf Salvisberg, bei dem er auch Assistent war. Beide gründeten sodann eigene Architekturbüros: Alfons Barth 1940 im zwischen Aarau und Olten gelegenen Schönenwerd und Hans Zaugg 1942 in Olten. 1944 schlossen sie sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, jeder mit seinem bisherigen Büro und einem zusätzlichen Büro «Barth & Zaugg» in Aarau.
Frühe Erfolge von Barth & Zaugg waren das Schulhaus Zentrum in Grenchen (1948–1951), das Verwaltungsgebäude der Aare-Tessin AG und die Hauptpost in Olten (1950–1952, zusammen mit Walter von Gunten) sowie die Berufsschule Olten (1954, mit Oskar Bitterli). Ansonsten standen am Anfang vor allem Einfamilienhäuser. Exemplarisch für die Entwicklung der Architekten sind die beiden für sich selbst und ihre Familien gebauten Wohnhäuser. Alfons Barth errichtete in Schönenwerd ein Satteldachhaus mit Putzfassaden (1946–1948), an dem die Suche nach Erneuerung in den fliessenden Übergängen von Ess- und Wohnbereich sowie von Halle und Gartenlaube zum Ausdruck kommt. Hans Zauggs Eigenheim in Olten (1955–1956) besteht in der Hauptsache aus einer Stahlkonstruktion mit Bereichen in Sichtbeton und demonstriert das moderne Konzept fliessender Räume, die sich durch Glaswände mit dem Aussenraum verbinden. Der offene Grundriss wirkte revolutionär. Zaugg schrieb in einem persönlich abgefassten Bericht in der Zeitschrift Bauen + Wohnen 1956: «Die Durchsichtigkeit der Räume hat etwas Befreiendes. In den kleinen Einzimmerkojen, in denen die Trennwände zum Wohnraum oben durchsichtig sind, ‹scheint die Sonne› trotz Nordostlage. Die durchgehende Decke läßt die kleinen Räume größer erscheinen.» (S. 312)
Unter den weiteren Wohnhäusern sind das von Alfons Barth projektierte Haus Trümpy in Hägendorf (1963–1964) und das nur von Hans Zaugg entworfene Haus Süess in Starrkirch-Wil (1964–1965), beide im Kanton Solothurn, hervorzuheben. Sie bestechen durch eine Reduktion der Gestaltungsmittel – orthogonale Baukörper in Sichtbeton mit Stahl-Glas-Fassaden – und eine daraus resultierende rigorose Strenge, mit der sich die Architektur von der natürlichen Umgebung abhebt. Bei diesen ganz offensichtlich an Ludwig Mies van der Rohes orientierten Bauten zeigten sich Barth und Zaugg als kompromisslose Vertreter der Moderne.
Das Büro Barth & Zaugg wurde durch zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbserfolge bekannt. Unter den öffentlichen Bauten stechen die Schulanlagen heraus: das Primarschulhaus Scheibenschachen in Aarau (1961–1963), das Schulhaus Säli in Olten (1964–1968), das Oberstufenzentrum Auen in Frauenfeld (1967–1968, 1991–1992) und die Mensa und Mediothek der Kantonsschule in Solothurn (1988–1990). Die Reduktion bis zum Minimalismus kommt besonders am Schweizer Buchzentrum in Hägendorf (1973–1975, 1985–1987) zum Ausdruck. Die Abdankungshalle des Krematoriums in Aarau (1967–1968) besticht durch die Magie des Puristischen. Eine Besonderheit stellt die Urnenhalle im Waldfriedhof Meisenhard in Olten (1972) dar, die mit stereometrischer Strenge in die Topografie eingeschrieben ist. Das Ausbildungszentrum Löwenberg der SBB in Murten (1980–1982) realisierten Barth und Zaugg zusammen mit Fritz Haller, mit dem sie eine Freundschaft sowie eine geistige Verwandtschaft verband.
Michael Hanak
Zitierweise: Michael Hank, Bestandsbeschrieb Alfons Barth und Hans Zaugg, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/barth-zaugg
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
Trotz seines grossen Umfangs sind in den Nachlässen von Alfons Barth und Hans Zaugg nur ein Teil ihrer Projekte und Bauten. Sie umfassen Skizzen, Pläne, Modelle, Fotografien, aber auch Notizen und Juryberichte.
Ausgewählte Literatur
Eigene Schriften
- Hans Zaugg, Architektenhaus in Olten, in: Bauen + Wohnen 10 (1956), Nr. 9, S. 308–312.
- Alfons Barth und Hans Zaugg, Barth und Zaugg, Olten 1988 (Festschrift).
Sekundärliteratur
- Gaudenz Risch, Zu den Bauten der Architekten Alfons Barth und Hans Zaugg, in: Schweizerische Bauzeitung 88 (1970), Nr. 16, S. 367–370.
- Werk, Bauen+ Wohnen 68 (1981), Nr. 7/8: Die Solothurner Schule (mit Werkverzeichnis).
- Claudio Affolter, Barth und Zaugg, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 38–39.
- Michael Hanak, Baukultur im Kanton Solothurn 1940–1980. Ein Inventar zur Architektur der Nachkriegsmoderne, hg. von der kantonalen Denkmalpflege Solothurn, Zürich 2013.
- Jürg Graser, Gefüllte Leere. Das Bauen der Schule von Solothurn – Barth, Zaugg, Schlup, Füeg, Haller, Zürich 2014.
- Thomas Fuchs, Alfons Barth, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 2010.
- Peter Michael Keller, Hans Zaugg, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 2014.
- Laurent Stalder und Georg Vrachliotis (Hg.), Fritz Haller. Architekt und Forscher, Zürich 2015.