Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940)

Geb. 19. Oktober 1882 in Köniz BE, gest. 23. Dezember 1940 in Arosa

Nach einer Bauzeichnerlehre besuchte Otto Rudolf Salvisberg die Bauschule des Technikums Biel (1901–1904). Im einflussreichen Büro von Curjel & Moser in Karlsruhe (1905–1908) kam Salvisberg in Kontakt mit den aktuellen Tendenzen der europäischen Architektur. 1908 ging er nach Berlin, wo er als entwerfender Architekt bei Paul Zimmerreimer das erste Geschäftshaus Berlins in Sichtbeton ausführte. 1914 machte er sich mit Otto Brechbühl, den er bereits 1910 nach Berlin geholt hatte, selbständig und wurde rasch erfolgreich. Es entstanden zahlreiche Gartenstadtsiedlungen und zunehmend auch Villen und Landhäuser für vermögende Bauherren. Die Mietshäuser und Grosssiedlungen, welche er in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre unter anderem mit Bruno Taut und Hugo Häring ausführen konnte, zeigen eine schrittweise Annäherung an das Neue Bauen. 1922 eröffnete er ein Zweigbüro in Bern.

1929 wurde Salvisberg als Nachfolger von Karl Moser zum Professor für Architektur an der ETH Zürich berufen – gegen den Willen der jungen Avantgarde. Salvisberg galt zwar als solider Praktiker, vertrat aber eine eher gemässigte Moderne. Seine Bauten zeichneten sich weniger durch eine kompromisslose Sachlichkeit als vielmehr durch gediegene Eleganz aus.

Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit verlegte Salvisberg zunehmend nach Zürich und Bern, das Büro in Berlin blieb jedoch bis in die dreissiger Jahre hinein bestehen. Mit bedeutenden Grossbauten wie den Institutsgebäuden für die Universität in Bern (1928–1931), dem SUVA-Haus (1930/31), ebenfalls in Bern, und dem Maschinenlaboratorium der ETH Zürich (1930–1935) festigte er seinen Ruf. Als Diplomprofessor, gefragter Gutachter und Preisrichter nahm er prägenden Einfluss auf die Schweizer Architektur. Seit dem Lory-Spital in Bern (erster Wettbewerb 1924, ausgeführt 1927–1929) galt er zudem unangefochten als Spitalbauexperte. Als Hausarchitekt der F. Hofmann-La Roche AG gestaltete er deren Niederlassungen in Basel, Grossbritannien, USA, Italien und Deutschland. Die Rasterfassade des Bleicherhofs in Zürich von 1939/40 beeinflusste die Geschäftshausarchitektur im deutschsprachigen Raum bis weit in die Nachkriegszeit.

Daniel Weiss

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandsbeschrieb Otto Rudolf Salvisberg, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, November 2010, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/otto-rudolf-salvisberg
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Bestand



Der Nachlass von Salvisberg enthält Fotografien, Modellaufnahmen, seltener Pläne und vereinzelt Schriftmaterial zu rund 160 Bauten und Projekten, Portraitfotos und biografisches Material, Dokumente zu den Vorlesungen sowie ein Modell des Lory-Spitals. Das Material wurde vollständig geordnet, nummeriert und objektweise in der Datenbank aufgenommen. Es existieren ein Grobinventar und eine Werkliste. Der Bestand umfasst im Einzelnen:
  • 8 Planschubladen
  • 3 grossformatige Fotodokumentationen mit Holzeinband
  • circa 100 Glasnegative mit Aufnahmen der Baustelle des Maschinenlaboratoriums der ETH Zürich
  • 2,5 Laufmeter kleinformatige Materialien
  • 1 Modell
  • im Bestand Bauschule: 9 Archivschachteln mit fotografischen Verkleinerungen der Diplomarbeiten und ausgewählter Semesterarbeiten bei Prof. Salvisberg an der ETH Zürich (1929–1940)


Ausgewählte Literatur


  • Paul Westheim, Neuere Arbeiten. O. R. Salvisberg, Berlin u. a. 1927.
  • H. Platz, Prof. Otto Rudolf Salvisberg [Nekrolog], in: Schweizerische Bauzeitung 117 (1941), Nr. 6, S. 68–69.
  • Roland Rohn, Otto Rudolf Salvisberg 1882–1940 [Nekrolog], in: Das Werk 28 (1941), Nr. 11, S. 286–306.
  • werk-archithese 64 (1977), Nr. 10/11: Otto R. Salvisberg 1882–1940.
  • O. R. Salvisberg. Die andere Moderne. 2., erw. Auflage, Zürich 1995.
  • Irma Noseda, Salvisberg, Otto Rudolf, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 468–469.