Rindermarkt 7, Zürich-Altstadt: Wettbewerb für Ersatzbau (1987–1988)
Das Doppelgebäude Rindermarkt 7 in der Zürcher Altstadt stammt aus dem 14. Jahrhundert. 1962 erwarb die Stadt die heruntergekommene Liegenschaft und verfolgte seit 1970 ergebnislos verschiedene Möglichkeiten, das Haus zu entkernen, es durch einen Neubau zu ersetzen oder zu sanieren (Moll/Simon 2009). Untersuchungen der Tragstruktur im Jahr 1985 führten zum Schluss, das Gebäude sei nicht mehr zu retten. Der Mieterschaft wurde gekündigt, und die als einsturzgefährdete Fassade verschwand für mehrere Jahre hinter einem Baugerüst.
1987 lud das Hochbauamt der Stadt zwölf Architektenteams ein, Projekte für einen Ersatzbau einzureichen. Zu diesen gehörten prominente Namen wie die Allgemeine Entwurfsanstalt (Trix & Robert Haussmann) oder Peter Zumthor. Wie der Jurybericht offenlegt, wurden die eingereichten Vorschläge an zahlreichen Anforderungen gemessen. Nicht nur der subtile Umgang mit der historischen Umgebung, sondern auch die Funktionalität (Belichtung der Wohnungen, Erschliessung, Nutzung des Innenhofs) und ästhetische Argumente dienten als Massstab für die Beurteilung. Den ersten Preis und Auftrag zur Weiterbearbeitung gewannen Arnold und Vreni Amsler mit Georg Aerni.
Der Architekt Eduard Neuenschwander intervenierte 1988 öffentlich gegen das Abbruchvorhaben der Stadt. Über die Jahre entspann sich in der Zürcher Presse eine rege Debatte. Hochparterre (3/1990) kommentierte: «Architektonisch besser als das bestehende Gebäude […] ist das Projekt Amsler in jedem Fall.» Neuenschwander zog Vergleiche mit ökologischen Lebensräumen heran und plädierte für den mit dem Alter steigenden Wert eines Gebäudes. Er konnte die Stadt Zürich schliesslich überzeugen, das Haus der von ihm eigens dafür gegründeten Stiftung Baukultur zu verkaufen. Daraufhin sicherte und sanierte er es zwischen 1993 bis 1995 mit relativ geringen Eingriffen.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Rindermarkt 7, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/sammlungen/rindermarkt-7
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
In anderen Beständen des gta Archivs
1987 lud das Hochbauamt der Stadt zwölf Architektenteams ein, Projekte für einen Ersatzbau einzureichen. Zu diesen gehörten prominente Namen wie die Allgemeine Entwurfsanstalt (Trix & Robert Haussmann) oder Peter Zumthor. Wie der Jurybericht offenlegt, wurden die eingereichten Vorschläge an zahlreichen Anforderungen gemessen. Nicht nur der subtile Umgang mit der historischen Umgebung, sondern auch die Funktionalität (Belichtung der Wohnungen, Erschliessung, Nutzung des Innenhofs) und ästhetische Argumente dienten als Massstab für die Beurteilung. Den ersten Preis und Auftrag zur Weiterbearbeitung gewannen Arnold und Vreni Amsler mit Georg Aerni.
Der Architekt Eduard Neuenschwander intervenierte 1988 öffentlich gegen das Abbruchvorhaben der Stadt. Über die Jahre entspann sich in der Zürcher Presse eine rege Debatte. Hochparterre (3/1990) kommentierte: «Architektonisch besser als das bestehende Gebäude […] ist das Projekt Amsler in jedem Fall.» Neuenschwander zog Vergleiche mit ökologischen Lebensräumen heran und plädierte für den mit dem Alter steigenden Wert eines Gebäudes. Er konnte die Stadt Zürich schliesslich überzeugen, das Haus der von ihm eigens dafür gegründeten Stiftung Baukultur zu verkaufen. Daraufhin sicherte und sanierte er es zwischen 1993 bis 1995 mit relativ geringen Eingriffen.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Rindermarkt 7, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, März 2021, archiv.gta.arch.ethz.ch/sammlungen/rindermarkt-7
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- Pläne mit Erläuterungen zu 9 von 11 Wettbewerbsbeiträgen. Die Projekte der Büros Amsler und Zumthor fehlen.
- Jurybericht
In anderen Beständen des gta Archivs
- Projektunterlagen zur Sanierung im Nachlass Eduard Neuenschwander
- Dokumentation zur Sanierung im Bestand Stiftung Baukultur, Nachlass Eduard Neuenschwander
Ausgewählte Literatur
- Bauamt II der Stadt Zürich, Projektwettbewerb auf Einladung. Ersatzbau Rindermarkt 7, Zürich-Altstadt. Bericht des Preisgerichtes, Mai 1988.
- Ersatzbaute Rindermarkt 7, Zürich- Altstadt, in: Schweizer Ingenieur und Architekt 108 (1988), Nr. 26, S. 797 (Wettbewerbsergebnis).
- Eduard Neuenschwander, Rindermarkt 7 oder Der Umgang mit Altbauten, Neue Zürcher Zeitung, 30. August 1988, S. 51.
- Zürich: Ersatzbau Rindermarkt 7, in: Werk, Bauen + Wohnen 75 (1988), Nr. 10, S. 94.
- Eduard Neuenschwander, Muss «Rindermarkt 7» fallen? Eine Zuschrift, in: Neue Zürcher Zeitung, 2. August 1990, S. 43.
- Hält es oder fällt es? Variationen um ein Altstadhaus, in: Hochparterre 3 (1990), Nr. 5, S. 96–97 (gez. «LR»).
- Jürg Rohrer, Der Rindermarkt 7 steht vor der Renovation, in: Tages-Anzeiger, 30. Juni 1993.
- Wohnkultur hinter Lottermauern, in: Tagblatt der Stadt Zürich, 24. September 1994, S. 22 (gez. «hmr.).
- Ein Schatzkästchen mit Überraschungen. Das Haus Rindermarkt 7 in Zürich – ein Phönix aus der Asche, in: Neue Zürcher Zeitung, 14. und 25. September 1994, S. 55 (gez. «ese.»).
- Stiftung Baukultur [Eduard Neuenschwander] (Hg.), Abbruchobjekt Rindermarkt 7. Seine Rettung, Zürich 1995.
- Europa Nostra. Internationale Auszeichnung für Schweizer Projekte. Rücksichtsvoll restauriert, in: Heimatschutz / Sauvegarde 2, 1996, S. 35.
- Die Stiftung Baukultur, in: NIKE-Bulletin 1, 1997, S. 17–19.
- Claudia Moll und Axel Simon, Eduard Neuenschwander. Architekt und Umweltgestalter, 2. Aufl., Zürich 2014, S. 218–227.