Walter Binder (1931–2020)

Geb. 2. November 1931 in St. Gallen, gest. 7. Juni 2020 in Zürich

Walter Binder besuchte von 1949 bis 1952 die Fachklasse für Fotografie an der Kunstgewerbeschule Zürich. Danach arbeitete er als Assistent für Hugo Herdeg und führte das Atelier nach dessen frühem Tod weiter. 1954 eröffnete er in Zürich ein eigenes Fotostudio für Sach- und Architekturfotografie. Als Nachfolger seines Lehrers Hans Finsler übernahm er 1957 die Fachklasse für Fotografie der Kunstgewerbeschule Zürich, die er bis 1976 leitete. Zusammen mit Rosellina Burri-Bischof initiierte er 1971 die Schweizerische Stiftung für die Photographie (heute Fotostiftung Schweiz), als deren Konservator er von 1984 bis 1998 tätig war. Von 1977 bis 1983 stand er der Abteilung Film und Fotografie der Pro Helvetia vor.

Binder gehört zu den bedeutenden Figuren der Schweizer Fotografie. Sein Nachlass befindet sich heute in der von ihm mitbegründeten Fotostiftung Schweiz. Eine Ausnahme bildet die Architekturfotografie; diesen Teil seines umfassenden Œuvres schenkte Binder 2002 dem gta Archiv. Er setzte herausragende Einzelbauten der Nachkriegsmoderne in der Schweiz in Szene (unter anderem von Haefeli Moser Steiger, Alfred Roth, Marcel Breuer, Jacques Schader, Hans Fischli, Bernhard Hoesli und Ernst Gisel). Im Auftrag der Pro Helvetia entstand zudem eine umfangreiche Fotoserie für die von Florian Adler konzipierte und von Jean-Claude Steinegger gestaltete Wanderausstellung Heutige Architektur in der Schweiz, die 1968 zuerst in der Sowjetunion und danach auch in weiteren Ländern des Ostblocks gezeigt wurde.

Bruno Maurer

Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Walter Binder, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Juni 2016, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/walter-binder
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Bestand



Der Teilnachlass zu Walter Binders Architekturfotografie umfasst Aufnahmen von wichtigen Einzelbauten, Dokumentationen zu zwei Exkursionen mit der Fachklasse für Fotografie der Kunstgewerbeschule Zürich sowie insbesondere die Farbdiaserie für sowie Fotos von der Pro-Helvetia-Ausstellung Heutige Architektur in der Schweiz.
Im Einzelnen enthält der Bestand:
  • 2 Archivschachteln mit Negativen, Kontaktkopien und vereinzelten Vintage Prints von 14 Einzelbauten und -projekten sowie von der Moskauer Station der Ausstellung Heutige Architektur in der Schweiz
  • 1 Box mit rund 1800 Mittelformat-Farbdias für die Ausstellung Heutige Architektur in der Schweiz
  • 2 Flachschachteln mit aufgezogenen Aufnahmen der Fachklasse für Fotografie von den Exkursionen zur Studentensiedlung von Giancarlo de Carlo in Urbino (1965) und zu Bauten von Andrea Palladio (1967).

Weitere Architekturfotografien von Walter Binder finden sich im gta Archiv unter anderem in den Beständen von Haefeli Moser Steiger, Jacques Schader und Ernst Gisel.
Die restlichen Architekturfotografien wurden von Binder in den 1990er Jahren an die Architekten zurückgegeben (Liste im gta Archiv vorhanden). Die Aufnahmen von Bauten von Hans Fischli gingen 1999 an das Schweizerische Institut für Kunstwissenschaft (SIK) in Zürich.
Die übrigen wesentlichen Bestände (vor allem Sachfotografien und Materialien aus Zeit an der Fachklasse für Fotografie) liegen in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur sowie im Archiv der Zürcher Hochschule der Künste.


Ausgewählte Literatur



Eigene Schriften
  • Heutige Architektur in der Schweiz, Ausst.-Kat., Zürich 1968 (dt. Fassung der russ. Ausstellungsbroschüre: Architektur in der Schweiz, Zürich 1971).
  • Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute / Photographie en Suisse de 1840 à aujourd'hui / Photography in Switzerland, 1840 to today, Ausst.-Kat., Teufen 1974 (Konzeption und Redaktion: Hugo Loetscher, Walter Binder, Rosellina Burri-Bischof).
  • Walter Binder, Vom Ei zur Welt. Hans Finslers Sachlichkeit und die engagierte Photographie seiner Schüler, in: Beat Schläpfer (Hg.), Swiss Made. Die Schweiz im Austausch mit der Welt, Zürich 1998, S. 273–286.
  • Walter Binder, In Hans Finslers Fotoklasse – 1949–1952. Erinnerungen eines Ehemaligen, in: Hans Finsler und die Schweizer Fotokultur. Werk, Fotoklasse, moderne Gestaltung 1932–1960, Zürich 2006.

Sekundärliteratur
  • Thomas Buomberger, Die Nationalstrassen als Flussbett, in: Juerg Albrecht, Georg Kohler und Bruno Maurer (Hg.), Expansion der Moderne. Wirtschaftswunder – Kalter Krieg – Avantgarde – Populärkultur, Zürich 2010, S. 219–234 (illustriert mit Fotografien von Walter Binder).
  • Thilo Koenig, Walter Binder – Pionier der Schweizer Fotokultur, in: Zett. Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste 3 (2011), S. 22–25.
  • Verena Nievergelt-Huber, Von Agglomerationen und Autobahnen. Fotografische Diskurse zur Siedlungslandschaft der Schweiz 1960 bis 1991, Baden 2014, S. 94–96.