Paul Bouvier (1857–1940)

Geb. 30. Mai 1857 in Neuchâtel, gest. 27. März 1940 in Neuchâtel

Der Architekt und Maler Paul Bouvier entstammte einer Neuenburger Kaufmannsfamilie. Seine Ausbildung begann er 1873 in Neuenburg mit einer Berufslehre beim Architekten Paul-Auguste de Pury, nach dessen Tod 1874 bei William Mayor, von dem er auch die Aquarellkunst erlernte. Bouvier studierte schliesslich, wie seine Lehrmeister vor ihm, an der École des Beaux-arts in Paris weiter, wo er 1886 sein Architektendiplom erhielt.

Bouviers architektonische Hauptwerke sind die Villages Suisses für die zweite Schweizerische Landesausstellung 1896 in Genf und für die Weltausstellung 1900 in Paris, mit denen er zu den Gründern des Schweizer Heimatstils gehört. Des Weiteren realisierte er die Modellmolkerei für die Eidgenössische Landwirtschaftsausstellung in Neuenburg (1887), das Restaurantgebäude für das Eidgenössische Schützenfest zur 50-Jahr-Feier der Republik Neuenburg (1898), den Uhrenpavillon für den Schweizer Beitrag zur Weltausstellung 1906 in Mailand und das Kasino von Interlaken (1910), aber auch den Pont de la Coulouvrenière in Genf (1894–1896), einer Betonkonstruktion, die die Erschliessung der Landesausstellung mit Trambahnen von Genfs Zentrum her ermöglichte. Ein Stadterweiterungsplan für das Gebiet nördlich des Neuenburger Hafens (1889) brachte ihm einen 2. Preis ein.

Bouvier schuf ausserdem ein umfangreiches Œuvre von Landschaftsaquarellen, die seine Heimatstadt und deren Umgebung wiedergeben und dort in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts enorm populär waren (Jeanneret 1940). Bei ihm erhielt der kaum 15-jährige Charles L’Eplattenier (der seinerseits später der erste künstlerische Lehrer des jungen Charles-Édouard Jeanneret sein sollte) Ende der 1880er Jahre seinen ersten Mal- und Zeichenunterricht. Von 1907 bis 1909 war Bouvier Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission.

Alex Winiger

Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Paul Bouvier, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, April 2021, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/paul-bouvier
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Bestand


  • 4 Planschrankschubladen Planzeichnungen zu neun Projekten
  • Sammlung von Abbildungen und Fotos

Bestände ausserhalb des gta Archivs:

Ausgewählte Literatur


  • Maurice Jeanneret, Paul Bouvier aquarelliste, Neuchâtel 1933.
  • M[aurice] J[eanneret], † Paul Bouvier, in: Schweizer Kunst / Art suisse / Arte svizzera 9 (April 1940), S. 135–136.
  • Patrice Allanfranchini und Denis Bouvier, Paul Bouvier. Un maître de l’aquarelle suisse, Hauterive 1984.
  • Gérald Arlettaz u. a., Les Suisses dans le miroir. Les expositions nationales suisses, Lausanne 1991, S. 38–39, 47.
  • Patrice Allanfranchini und Jean-Pierre Jelmini, L’Art neuchâtelois. Deux siècles de création, Hauterive 1992, S. 113ff.
  • Patrice Allanfranchini, Paul Bouvier aquarelliste, architecte (1857–1940), in: Biographies neuchâteloises, Bd. 3, Hauterive 2001, S. 43–50.
  • Pascal Ruedin, Paul Bouvier, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 2003.
  • Elisabeth Crettaz-Stürzel, Heimatstil. Reformarchitektur in der Schweiz 1896–1914, Frauenfeld 2005, S. 61–66.
  • Annette Spiro und David Ganzoni, Der Bauplan, Zürich 2013, S. 99.