Lux Guyer (1894–1955)

Geb. 20. August 1894 in Zürich, gest. 26. Mai 1955 in Zürich

Lux (eigentlich Luise) Guyer besuchte 1916/17 Kurse für Innenarchitektur bei Wilhelm Kienzle an der Kunstgewerbeschule Zürich, war 1917/18 Fachhörerin an der ETH Zürich, absolvierte danach Praktika in Architekturbüros in Zürich und Berlin und unternahm Studienreisen. 1924 eröffnete sie als eine der ersten Architektinnen in der Schweiz ein eigenes Büro.

Mit einer Musterwohnung für die Ausstellung Das neue Heim im Kunstgewerbemuseum Zürich (1926) und der Frauenwohnkolonie Lettenhof (1926/27) erregte sie erste Aufmerksamkeit. Die Erneuerung der bürgerlichen Wohnkultur und deren Anpassung an die Bedürfnisse auch von alleinstehenden und berufstätigen Frauen waren zentrale Themen ihrer Arbeit. Neben Einfamilienhäusern und Villen entstanden Appartementhäuser und Wohnsiedlungen, Studentinnen- und Ferienheime sowie Typenhäuser, Interieurs und Möbelentwürfe.

Die Bauten Guyers zeichnen sich durch eine verhaltene Modernität, ausgeklügelte, auf die Nutzerinnen und Nutzer ausgerichtete Grundrisslösungen und eine sorgfältige Detaillierung aus. Einfachheit, Beständigkeit, Behaglichkeit und guter Geschmack waren Guyers Kernanliegen. Zeitgemässe praktische Anforderungen wie die Rationalisierung des Haushalts sollten mit traditionellem Wohnkomfort und individuellen räumlichen Lösungen in Einklang gebracht werden. Als Inspirationsquellen dienten ihr dabei das englische Landhaus, die Arts and Crafts-Bewegung und die Arbeiten von Hermann Muthesius.

Bekannt wurde Lux Guyer nicht zuletzt als leitende Architektin der ersten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa) 1928 in Bern. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs führte sie eine Schule für häusliche Arbeit.

Daniel Weiss

Zitierweise: Daniel Weiss, Bestandsbeschrieb Lux Guyer, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, November 2010, www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/lux-guyer
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Bestand



Der Nachlass Guyers enthält Pläne, Fotos und vereinzelt Schriftmaterial zu rund 75 Bauten und Entwürfen, ausserdem Portraitfotografien, eine Musterkartei und einzelne Möbel. Das Material ist vollständig geordnet, nummeriert und objektweise in der Archivdatenbank erfasst. Der Bestand umfasst im Einzelnen:
  • 5 Planschubladen
  • 4 Hängeregisterschubladen
  • 1 originaler Karteikasten «Musterkartei»
  • mehrere Möbel


Ausgewählte Literatur


  • P[eter] M[eyer], Lux Guyer, in: Schweizerische Bauzeitung 73 (1955), Nr. 46, S. 724–725 (Nekrolog).
  • Die Architektin Lux Guyer 1894–1955. Das Risiko, sich in der Mitte zu bewegen, Zürich: gta Verlag, 1983.
  • Evelyne Lang, Les premières femmes architectes de Suisse, Diss., EPF Lausanne 1992, S. 347–429.
  • Dorothee Huber, Guyer, Lux, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin: Birkhäuser, 1998. S. 242–243.
  • Verein proSAFFAhaus und Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta), ETH Zürich, (Hg.), Die drei Leben des Saffa-Hauses. Lux Guyers Musterhaus von 1928, Zürich: gta Verlag, 2006.
  • Sylvia Claus, Dorothee Huber und Beate Schnitter (Hg.), Lux Guyer (1894–1955). Architektin, Zürich: gta Verlag, 2009, 2. Aufl. 2013.