Heinrich Hermann Bothen (1814–1878)
Geb. 18. April 1814 in Dresden, gest. 22. September 1878 in Aussersihl, Zürich
Heinrich Hermann Bothen war ein sächsischer Architekt und Baubeamter. Der Vertreter eines «romantischen Historismus» (Winzeler 1995, S. 115) war vorwiegend in Dresden tätig. Seit 1863 lebte und arbeitete er in Zürich.
Einer wohlhabenden Dresdner Konditorenfamilie entstammend studierte Bothen von 1829 bis 1835 in Dresden an der Bauschule der königlichen Akademie der bildenden Künste Architektur. Sein wichtigster Lehrer war Joseph Thürmer. Am Ende seines Studiums könnte Bothen Vorlesungen von Gottfried Semper besucht haben, der 1834 eine Professur an der Akademie angetreten hatte. Neben seiner akademischen Schulung absolvierte Bothen zudem eine praktische Ausbildung zum Maurergesellen. Erste Erfahrungen als Architekt konnte er als Angestellter des Hofbaukondukteurs Otto von Wolframsdorf sammeln. Daran anschliessend ermöglichte ihm die Unterstützung seines Vaters Bildungsreisen nach Italien sowie Reisen in Deutschland, Frankreich und Belgien. In München dürfte die Architektur Leo von Klenzes besonderen Einfluss auf Bothen ausgeübt haben. In Italien lag sein Schwerpunkt auf dem Studium der normannischen Architektur Siziliens.
Aus seiner nicht sehr umfangreichen Tätigkeit als bauender Architekt in und um Dresden ragen das Kaufhaus «Au petit bazar» am Neumarkt (1850–1851), das «Venezianische Haus» am Terrassenufer (1850–1851) und die katholische Kirche St. Franziskus Xaverius (1852–1855, zusammen mit Ludwig Theodor Choulant) in Dresden-Neustadt heraus. Bothen hatte sich nicht an den revolutionären Aktivitäten 1848/49 beteiligt und konnte daher wohl teilweise von Aufträgen konservativer Bauherren profitieren. 1852 wurde er zunächst zum Ratsbauinspektor, 1855 sodann zum Stadtbaukommissar gewählt, einer baupolizeilichen Funktion, die auch stadtplanerische Aufgaben umfasste. Nachdem Bothen verschiedene für die Stadterweiterung nötige Teilbebauungspläne ausgearbeitet hatte, verfasste er 1859/60 den Generalbauplan von Dresden. Vermutlich enttäuscht darüber, dass seine Tätigkeit 1861 nicht mit dem Amt des Stadtbaumeisters honoriert wurde, wohl auch mangels familiärer und freundschaftlicher Bindungen in Dresden, emigrierte Bothen 1862 in die Schweiz.
Nach einem kurzen Intermezzo als Mühlenbesitzer in Quarten am Walensee (Kanton St. Gallen) liess sich Bothen 1863 in Zürich nieder. In Aussersihl realisierte er 1865 einen Umbau und 1876/77 einen Neubau (Haus zum Schweizerhof, Militärstrasse 42; abgebrochen nach 2004). Als Privatier arbeitete er weiterhin Bauprojekte aus, darunter 1874 einen Wettbewerbsbeitrag für die Dresdner Börse.
Der zeichnerische Nachlass Bothens fiel nach seinem Tod 1878 an die Mitbesitzer des Schweizerhofes in Zürich, mit denen er befreundet gewesen war.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Heinrich Hermann Bothen, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/heinrich-hermann-bothen
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
In anderen Archiven
Heinrich Hermann Bothen war ein sächsischer Architekt und Baubeamter. Der Vertreter eines «romantischen Historismus» (Winzeler 1995, S. 115) war vorwiegend in Dresden tätig. Seit 1863 lebte und arbeitete er in Zürich.
Einer wohlhabenden Dresdner Konditorenfamilie entstammend studierte Bothen von 1829 bis 1835 in Dresden an der Bauschule der königlichen Akademie der bildenden Künste Architektur. Sein wichtigster Lehrer war Joseph Thürmer. Am Ende seines Studiums könnte Bothen Vorlesungen von Gottfried Semper besucht haben, der 1834 eine Professur an der Akademie angetreten hatte. Neben seiner akademischen Schulung absolvierte Bothen zudem eine praktische Ausbildung zum Maurergesellen. Erste Erfahrungen als Architekt konnte er als Angestellter des Hofbaukondukteurs Otto von Wolframsdorf sammeln. Daran anschliessend ermöglichte ihm die Unterstützung seines Vaters Bildungsreisen nach Italien sowie Reisen in Deutschland, Frankreich und Belgien. In München dürfte die Architektur Leo von Klenzes besonderen Einfluss auf Bothen ausgeübt haben. In Italien lag sein Schwerpunkt auf dem Studium der normannischen Architektur Siziliens.
Aus seiner nicht sehr umfangreichen Tätigkeit als bauender Architekt in und um Dresden ragen das Kaufhaus «Au petit bazar» am Neumarkt (1850–1851), das «Venezianische Haus» am Terrassenufer (1850–1851) und die katholische Kirche St. Franziskus Xaverius (1852–1855, zusammen mit Ludwig Theodor Choulant) in Dresden-Neustadt heraus. Bothen hatte sich nicht an den revolutionären Aktivitäten 1848/49 beteiligt und konnte daher wohl teilweise von Aufträgen konservativer Bauherren profitieren. 1852 wurde er zunächst zum Ratsbauinspektor, 1855 sodann zum Stadtbaukommissar gewählt, einer baupolizeilichen Funktion, die auch stadtplanerische Aufgaben umfasste. Nachdem Bothen verschiedene für die Stadterweiterung nötige Teilbebauungspläne ausgearbeitet hatte, verfasste er 1859/60 den Generalbauplan von Dresden. Vermutlich enttäuscht darüber, dass seine Tätigkeit 1861 nicht mit dem Amt des Stadtbaumeisters honoriert wurde, wohl auch mangels familiärer und freundschaftlicher Bindungen in Dresden, emigrierte Bothen 1862 in die Schweiz.
Nach einem kurzen Intermezzo als Mühlenbesitzer in Quarten am Walensee (Kanton St. Gallen) liess sich Bothen 1863 in Zürich nieder. In Aussersihl realisierte er 1865 einen Umbau und 1876/77 einen Neubau (Haus zum Schweizerhof, Militärstrasse 42; abgebrochen nach 2004). Als Privatier arbeitete er weiterhin Bauprojekte aus, darunter 1874 einen Wettbewerbsbeitrag für die Dresdner Börse.
Der zeichnerische Nachlass Bothens fiel nach seinem Tod 1878 an die Mitbesitzer des Schweizerhofes in Zürich, mit denen er befreundet gewesen war.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Heinrich Hermann Bothen, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, März 2021, http://www.archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/heinrich-hermann-bothen
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
- Pläne, Architekturzeichnungen, Reiseskizzen, Korrespondenz, Biografika (1 Planschrankschublade, 1 Regallaufmeter)
In anderen Archiven
- Akten zur Stadtplanung im Sächsischen Hauptstaatsarchiv und im Stadtarchiv Dresden
Ausgewählte Literatur
- 250 Jahre Evangelisch-lutherische Dreikönigskirche / Katholische Gemeinde «Franziskus Xaverius» in Dresden-Neustadt, Dresden o. J. [1989].
- Werner Pampel, «Der Generalbauplan 1862 und der Gesamtbauplan 1901 für die Stadt Dresden», in: Von der Residenz zur Großstadt Dresden. Aspekte kultureller Entwicklung von 1871 bis 1918, Dresden 1989 (Dresdner Hefte 7, 5/Beiträge zur Kulturgeschichte 20), S. 13–20.
- Klaus Bergdolt, «Dresden und Venedig. Die Geschichte einer heimlichen Verwandtschaft», in: Dresden und Italien. Kulturelle Verbindungen über vier Jahrhunderte, Dresden 1994 (Dresdner Hefte 12, 4/Beiträge zur Kulturgeschichte 40), S. 66–74.
- Pietro Maggi, «Heinrich Hermann Bothen (1814 bis 1878). Ein sächsischer Zeichner und Architekt in Aussersihl. Bülacher Künstlerin Ida Hildebrandt schenkt Nachlass dem Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich», Neues Bülacher Tagblatt, 18. Juni 1992.
- Marius Winzeler, Heinrich Hermann Bothen. Architekt in Dresden und Zürich 1814–1878. Ein Beitrag zur Bau- und Architektengeschichte des Historismus, Liz.-Arbeit, Universität Zürich 1995.