Hans von Meyenburg (1915–1995)

Geb. 21. April 1915 in Zürich, gest. 19. September 1995 in Herrliberg

Hans von Meyenburg wuchs in Luzern, Lausanne und Zürich auf. Er stammt aus einer im Zürcher Patriziertum verwurzelten Familie. Zu seinen Vorfahren gehört Hans Caspar Escher-von Muralt, Architekt, Kaufmann und Mitbegründer der Maschinenfabrik Escher Wyss. 1925 wurde sein Vater Hanns von Meyenburg, ein Arzt und Pathologe, als Professor an die medizinische Fakultät der Universität Zürich berufen, der er von 1932 bis 1934 als Rektor vorstand. 1929 nahm die Familie in Herrliberg Wohnsitz, nachdem der Vater die Verantwortung für das familieneigene herrschaftliche Weingut «zur Schipf» übernommen hatte.

Hans von Meyenburg studierte von 1933 bis 1938 an der Architekturabteilung der ETH Zürich mit Diplom bei Otto Rudolf Salvisberg und unterbrochen von einer siebenmonatigen Anstellung bei Bruno Biehler in München. Als Assistent von Friedrich Hess, Professor für Baukonstruktion an der ETH Zürich, wirkte er an dessen Grundlagenwerk Konstruktion und Form im Bauen (1942) ebenso mit wie am Ergänzungsband Städtebau (1944, beide Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart).

1939 eröffnete von Meyenburg in Zürich ein eigenes Büro. Einstiegsprojekt war ein Wohnhaus für seine Patentante. Zu Beginn war auch seine um ein Jahr jüngere Schwester Gertrud (Trudy) Frisch-von Meyenburg (1916–2009) bei ihm tätig. Sie hatte ebenfalls an der ETH Architektur studiert und dort den angehenden Architekten und späteren Schriftsteller Max Frisch kennengelernt, mit dem sie von 1942 bis 1959 verheiratet war. Das in der Hochkonjunktur bis zu dreissig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen umfassende Architekturbüro realisierte während fünf Jahrzehnten rund hundert Bauten, Umbauten und Sanierungen.

Einen Schwerpunkt im Werk bildet der Schulbau. Die frühen Schulhäuser Schmittenwis in Niederweningen (1954–1956) und Rüterwis in Zollikerberg (1954) sind als zeittypische Schulbauten der 1950er Jahre im überkommunalen Inventar der Kantonalen Denkmalpflege erfasst. Mit dem seit 1958 geplanten und von 1964 bis 1967 ausgeführten Schulhaus Rebacker in Herrliberg realisierte von Meyenburg im Zentrum seiner Wohngemeinde eine – in der Kombination von Pavillonschule und Schustertyp – typologisch interessante und mit ihren begrünten Innenhöfen räumlich ausserordentlich reizvolle Anlage mit Flachdach. Zur Bauaufgabe Schulbau gehört auch der Umbau der ehemaligen Zürcher Augenklinik Anfang der 1980er Jahre und ihre Anpassung an die Bedürfnisse des Kunsthistorischen und des Archäologischen Instituts der Universität Zürich.

Eine weitere bedeutende Werkgruppe bilden Spitalbauten und Pflegeheime. In Arbeitsgemeinschaft mit Josef Schütz realisierte von Meyenburg von 1962 bis 1965 das Krankenheim Bombach in Zürich-Höngg und von 1964 bis 1970 das Limmattal-Spital in Schlieren. Das Regionalspital gehörte damals mit seinen über 400 Betten zu den grössten und modernsten Gebäuden dieses Typs in der Schweiz. Die von einem Bettenhochhaus dominierte Anlage wurden in den letzten Jahren sukzessiv abgebrochen und durch Neubauten ersetzt (BFB Architekten, Zürich, Bruner Saunier, Paris, 2013–2018). Gleich im Anschluss realisierte von Meyenburg in Italien das Grossspital von Bassano del Grappa in der Provinz Vicenza (erste Pläne datieren von 1972, Fertigstellung wahrscheinlich 1986). Nicht zur Ausführung kam das Projekt für ein Universitätsspital in Algier (1974).

Von den Sakralbauten ist die Kirche Wil in Dübendorf die bekannteste (1968–1971). Der fächerförmige Innenraum wird von einem weiträumig gefalteten Flächentragwerk überdacht, das von Meyenburg mit den Ingenieuren Ernst und Walter Bosshard entwickelte. Eine eigentliche Spezialität von Meyenburgs waren Restaurierungen und Umbauten historischer Kirchen wie etwa der alten Kirche Fluntern (mit Eberhard Eidenbenz), der Kirche Wetzwil in Herrliberg oder der evangelisch-reformierten Kirche in Männedorf.

Neben der Bautätigkeit engagierte sich von Meyenburg in verschiedenen Funktionen in den Berufsverbänden. Von 1964 bis 1968 war er Zentralobmann des Bundes Schweizer Architekten (BSA). Das von ihm angeregte Bürohochhaus des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) im Zürcher Selnau-Quartier (1967–1970) war als «markantes Zeichen für den Berufsstand der Ingenieure und Architekten» (Benedikt Huber) intendiert. Städtebaulich war es Teil eines übergeordneten Konzepts von mehreren Hochhäusern entlang des Schanzengrabens («Transformation» des Hochhauses und Ersatz der Nebengebäude durch Romero Schaefle Architekten, 2008).

1964 übernahm Hans von Meyenburg von seinem Vater die Verantwortung für das Schipfgut in Herrliberg. Die Pflege des bedeutenden historischen Baubestands und die Rationalisierung des «dispersen Gutsbetriebs im Sinne vermehrten Weinbaus» (von Meyenburg 1995) waren von diesem Zeitpunkt an gleichwertige Aufgaben neben der Führung des Architekturbüros.

Bruno Maurer

Zitierweise: Bruno Maurer, Bestandsbeschrieb Hans von Meyenburg, in: Website gta Archiv / ETH Zürich, März 2020, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/hans-von-meyenburg
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Bestand



Das Nachlassfragment enthält Planfotografien, Fotografien, wenige Akten sowie in vereinzelten Fällen Originalpläne zu rund 240 Bauten und Projekten dazu wenige biografische Dokumente.
Der Bestand umfasst:
  • 2 Planmappen A0
  • 2 Planmappen A1
  • 3 Planrollenschachteln
  • 3 Hängeregister-Schubladen

Die Pläne und Akten von vielen der ausgeführten Bauten gingen bei der Auflösung des Büros an die Bauherren. Eine Liste zu den Übergaben ist im gta Archiv erhalten.


Ausgewählte Quellen und Literatur


  • Spital Limmattal, Schlieren ZH, in: werk/œuvre 61 (1974), Nr. 2, S. 174–177.
  • Hans von Meyenburg, «Lebenslauf Hans von Meyenburg-Hoerni», 28. August 1995, Typoskript, gta Archiv / ETH Zürich.
  • Hans Hubacher, «Hans von Meyenburg zum Gedenken», Nachruf, o. D., Typoskript, gta Archiv / ETH Zürich.
  • [Martin Schlappner], Zum Tod von Architekt Hans von Meyenburg, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 221, 23./24. September 1995 (gez. « ms.»).
  • Benedikt Huber, Hans von Meyenburg, der Architekt des SIA-Hauses, ist gestorben, in: Schweizer Ingenieur und Architekt, 113 (1995), Nr. 42, S. 964.
  • Eberhard Eidenbenz, «Hans von Meyenburg-Hoerni v/o Arist», Heraldiker Rundpost 1997, gta Archiv / ETH Zürich.
  • Hugo Bachmann u. a., Feste Burg – leichtes Zelt. Die reformierte Kirche im Wil Dübendorf, Dübendorf: Eigenverlag, 2013.
  • Meyenburg, Konrad von (1870–1952), in: Archiv für Agrargeschichte, Online-Portal Personen der ländlichen Gesellschaft (mit Genealogie der Familie von Meyenburg): https://www.histoirerurale.ch/pers/personnes/Meyenburg,_Konrad_von_(1870_1952)__DB2359.html (abgerufen am 9. April 2020).