Charlotte Schmid (1932–2018) und Willi Walter (1927–2020)
Charlotte Schmid, geb. 17. November 1932 in Gossau ZH, gest. 26. September 2018 in Zürich
Willi Walter, geb. 10. April 1927 in Zürich, gest. 10. November 2020 in Zürich
Charlotte Schmid und Willi Walter waren ein Schweizer Gestalterpaar, das vor allem in den 1970er Jahren prägende Werke im öffentlichen Raum schuf.
Charlotte Schmid studierte von 1948 bis 1952 an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Ernst Keller Gebrauchsgrafik. Mit dem Grafiker Paul Leber gründete sie 1955 das Grafikbüro Leber + Schmid mit Sitz in Zürich. Beide waren neben ihrer Tätigkeit als Grafikdesigner ausserdem als Kunstmaler aktiv und nahmen am gesellschaftlichen Leben der Zürcher Maler und Gestalter teil, unter anderem als Mitorganisatoren und Gestalter der Künstlermaskenbälle im Kongresshaus Zürich (bis ca. 1985).
Willi Walter begann seine Tätigkeit als Architekt in den 1950er Jahren mit Aufenthalten in Paris, Philadelphia und San Francisco. So arbeitete er beispielsweise am Wettbewerbsbeitrag von Eugène Beaudouin für den UNESCO-Hauptsitz in Paris mit. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beteiligte er sich an zahlreichen Wettbewerben und realisierte eine Handvoll Bauten, darunter eine Bienenfarm in Ronco sopra Ascona (1963) und die Siedlung Wigarten in Fällanden (1972–1974). 1962 wurde er Assistent von Werner M. Moser an der Architekturabteilung der ETH Zürich.
Um 1965 trafen Schmid, Leber und Walter zusammen und begründeten eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, wobei Schmid und Leber ihre Werbeagentur und Walter sein Architekturbüro weiterführten. Die bekanntesten Werke dieser fruchtbaren Zusammenarbeit sind der Schweizer Beitrag für die Weltausstellung 1970 in Osaka (1967–1970) sowie die Weihnachtsbeleuchtung für die Zürcher Bahnhofstrasse (1972, in Betrieb bis 2004). Schmid und Walter schufen Interieurs wie das Pausencafé samt Brunnenskulptur für das SKA-Verwaltungszentrum Uetlihof in Zürich von Stücheli Huggenberger Stücheli (1979–1980), Schmid realisierte verschiedene Kunst-am-Bau-Beiträge wie die Wandgestaltungen des Flughafenbahnhofs Zürich-Kloten (1980). Willi Walter erarbeitete in den 1970er und 1980er Jahren ein umfangreiches Sortiment an Strassenmobiliar wie Leuchten, Kandelaber, Bänke und Plakatsäulen. Dieses kam auch im Rahmen grösserer Gestaltungen zum Einsatz, beispielsweise der Fussgängerzone in Wil SG (1996), für die Charlotte Schmid die Pflästerung entwarf.
Das gemeinsame Werk des «Gestalterteams Schmid Walter Leber», wie sich die Gruppe 1986 retrospektiv selbst nannte, entstand in der Hauptsache zwischen 1970 und 1980. Es trägt Merkmale der architektonischen Moderne, insbesondere durch die Verwendung streng serieller, industriell hergestellter Elemente wie für die «Strahlenden Struktur» für die Expo ’70 in Osaka oder wie in den Lichterketten der Zürcher Weihnachtsbeleuchtung. Andere Arbeiten wie die Polyesterskulpturen Schmids für das Hallenbad Zürich-Oerlikon von Max Kollbrunner (1978) oder die Neonbeschriftung von Schmid und Walter für den Engrosmarkt Zürich-Herdern (1979) lassen sich als Teil einer Schweizer Pop Art betrachten. Der zunehmend minimalistische Gestaltungsansatz in Schmids Spätwerk schlug sich beispielsweise in ihren Beiträgen zum Umbau des Hotels Widder in Zürich durch Tilla Theus (1996) nieder. Charlotte Schmid, Paul Leber und Willi Walter schufen in der Schweiz starke Zeichen im öffentlichen Raum, die sich als zeitlose (im Fall des Flughafenbahnhofs) oder sogar anonyme Gestaltung (Strassenmobiliar) im kollektiven Bewusstsein festgesetzt haben.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Charlotte Schmid und Willi Walter, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Oktober 2020, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/charlotte-schmid-und-willi-walter
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Circa 10 Laufmeter und ein halber Planschrank Pläne, Entwurfsskizzen, Collagen, Fotografien und Akten zu circa 90 Projekten, darunter:
Willi Walter, geb. 10. April 1927 in Zürich, gest. 10. November 2020 in Zürich
Charlotte Schmid und Willi Walter waren ein Schweizer Gestalterpaar, das vor allem in den 1970er Jahren prägende Werke im öffentlichen Raum schuf.
Charlotte Schmid studierte von 1948 bis 1952 an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Ernst Keller Gebrauchsgrafik. Mit dem Grafiker Paul Leber gründete sie 1955 das Grafikbüro Leber + Schmid mit Sitz in Zürich. Beide waren neben ihrer Tätigkeit als Grafikdesigner ausserdem als Kunstmaler aktiv und nahmen am gesellschaftlichen Leben der Zürcher Maler und Gestalter teil, unter anderem als Mitorganisatoren und Gestalter der Künstlermaskenbälle im Kongresshaus Zürich (bis ca. 1985).
Willi Walter begann seine Tätigkeit als Architekt in den 1950er Jahren mit Aufenthalten in Paris, Philadelphia und San Francisco. So arbeitete er beispielsweise am Wettbewerbsbeitrag von Eugène Beaudouin für den UNESCO-Hauptsitz in Paris mit. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beteiligte er sich an zahlreichen Wettbewerben und realisierte eine Handvoll Bauten, darunter eine Bienenfarm in Ronco sopra Ascona (1963) und die Siedlung Wigarten in Fällanden (1972–1974). 1962 wurde er Assistent von Werner M. Moser an der Architekturabteilung der ETH Zürich.
Um 1965 trafen Schmid, Leber und Walter zusammen und begründeten eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, wobei Schmid und Leber ihre Werbeagentur und Walter sein Architekturbüro weiterführten. Die bekanntesten Werke dieser fruchtbaren Zusammenarbeit sind der Schweizer Beitrag für die Weltausstellung 1970 in Osaka (1967–1970) sowie die Weihnachtsbeleuchtung für die Zürcher Bahnhofstrasse (1972, in Betrieb bis 2004). Schmid und Walter schufen Interieurs wie das Pausencafé samt Brunnenskulptur für das SKA-Verwaltungszentrum Uetlihof in Zürich von Stücheli Huggenberger Stücheli (1979–1980), Schmid realisierte verschiedene Kunst-am-Bau-Beiträge wie die Wandgestaltungen des Flughafenbahnhofs Zürich-Kloten (1980). Willi Walter erarbeitete in den 1970er und 1980er Jahren ein umfangreiches Sortiment an Strassenmobiliar wie Leuchten, Kandelaber, Bänke und Plakatsäulen. Dieses kam auch im Rahmen grösserer Gestaltungen zum Einsatz, beispielsweise der Fussgängerzone in Wil SG (1996), für die Charlotte Schmid die Pflästerung entwarf.
Das gemeinsame Werk des «Gestalterteams Schmid Walter Leber», wie sich die Gruppe 1986 retrospektiv selbst nannte, entstand in der Hauptsache zwischen 1970 und 1980. Es trägt Merkmale der architektonischen Moderne, insbesondere durch die Verwendung streng serieller, industriell hergestellter Elemente wie für die «Strahlenden Struktur» für die Expo ’70 in Osaka oder wie in den Lichterketten der Zürcher Weihnachtsbeleuchtung. Andere Arbeiten wie die Polyesterskulpturen Schmids für das Hallenbad Zürich-Oerlikon von Max Kollbrunner (1978) oder die Neonbeschriftung von Schmid und Walter für den Engrosmarkt Zürich-Herdern (1979) lassen sich als Teil einer Schweizer Pop Art betrachten. Der zunehmend minimalistische Gestaltungsansatz in Schmids Spätwerk schlug sich beispielsweise in ihren Beiträgen zum Umbau des Hotels Widder in Zürich durch Tilla Theus (1996) nieder. Charlotte Schmid, Paul Leber und Willi Walter schufen in der Schweiz starke Zeichen im öffentlichen Raum, die sich als zeitlose (im Fall des Flughafenbahnhofs) oder sogar anonyme Gestaltung (Strassenmobiliar) im kollektiven Bewusstsein festgesetzt haben.
Alex Winiger
Zitierweise: Alex Winiger, Bestandsbeschrieb Charlotte Schmid und Willi Walter, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Oktober 2020, archiv.gta.arch.ethz.ch/nachlaesse-vorlaesse/charlotte-schmid-und-willi-walter
© gta Archiv / ETH Zürich und der Autor, alle Rechte bleiben vorbehalten. Dieses Werk darf für nichtkommerzielle, pädagogische Zwecke kopiert und weiterverbreitet werden, wenn die Erlaubnis des Autors und der Inhaber der Nutzungsrechte erteilt ist. Für die Genehmigung wenden Sie sich bitte an das gta Archiv.
Bestand
Circa 10 Laufmeter und ein halber Planschrank Pläne, Entwurfsskizzen, Collagen, Fotografien und Akten zu circa 90 Projekten, darunter:
- Schweizer Pavillon mit «Strahlender Struktur», Weltausstellung 1970 Osaka
- Weihnachtsbeleuchtungen Zürcher Innenstadt (ab 1971) sowie Baden, Rapperswil, Zug
- Bauten und Projekte Willi Walters, u. a. Siedlung Wigarten, Fällanden (1974)
- Strassenmobiliar, Platz- und Strassenraumgestaltungen: Kandelaber, Bänke, Plakatsäulen Bahnhofstrasse/Paradeplatz Zürich (um 1978), Stadelhoferplatz Zürich, Seeufergestaltung Bellevue Zürich (um 1985), Fussgängerzone Bahnhofstrasse Wil SG (1996)
- Wandgestaltungen Charlotte Schmids: Shopville Bahnhofplatz Zürich (1982), Flughafenbahnhof Zürich-Kloten (1980), Bahnhof Kloten, unterirdische Tram-Haltestellen Schwamendingen (1984)
- Interieurs und skulpturale Interventionen: Café B, Muri (um 1980), Hallenbad Zürich-Oerlikon (1978), SKA-Verwaltungszentrum Uetlihof, Zürich (1979), Hotel Widder, Zürich (1996)
- Lichtgestaltungen: Ringier AG, Zürich (19##), Dai-Ichi Kangyo Bank, ORT? (1986), Engrosmarkt Zürich-Herdern (1979)
- Grafische Entwürfe Charlotte Schmids
Ausgewählte Literatur
- Weg von der Kuhschweiz, in: Sie + Er, 25. Dezember 1969, S. 6–7.
- J. Gruber, Kunstwerke aus Kunststoffen, in: Schweizer Industrie- und Verkehrsrevue 50 (Sep. 1978), Nr. 3, S. 26–27.
- Walter Amstutz (Hg.), Who’s Who in Grafic Art, Bd. 2, Dübendorf 1982.
- Gestalterteam Schmid Leber Walter, o. T. [Arbeitsdokumentation], o. O. o. J. [Zürich: Eigenverlag, ca. 1986].
- Weihnachtsbeleuchtung der Bahnhofstrasse, in: Irma Noseda, Bauen an Zürich, Zürich 1992, S. 44–45.
- Andreas Honegger, Kunst für Zürich. Zum Tode von Paul Leber, in: Neue Zürcher Zeitung, 30. Januar 2015.
- Charlotte Schmid (1932). Grafikerin, Malerin, Plastikerin, in: Peter Vetter, Katharina Leuenberger und Meike Eckstein, Kein Stil. Ernst Keller (*1892–†1968). Lehrer und Pionier des Swiss Style, Zürich 2017.
- Nicola Brusa, Ihre Kunst bleibt unvergessen [Nachruf Charlotte Schmid], in: Tages-Anzeiger, 22. Oktober 2018.
- Jean-Marc Nia, Der Vater der legendären Zürcher Weihnachtsbeleuchtung ist tot, in: Tages-Anzeiger, 11. November 2020.
- Alex Winiger, Seine Lichter schwebten über Osaka und über der Bahnhofstrasse. Willi Walter, der Architekt der Zürcher Weihnachtsbeleuchtung, ist 93-jährig gestorben, in: Neue Zürcher Zeitung, 12. November 2020.