Forschungsprojekt
Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker
Forschungsprojekt
Dr. Almut Grunewald, Bettina Zimmermann
Seit Mai 2016
Sigfried Giedion (1888–1968) und Carola Giedion-Welcker (1893–1979) sind beide auf eigene Weise für ihre Pionierleistungen auf den Gebieten der modernen Architektur, Kunst und Literatur bekannt.
Sigfried Giedion entschied sich nach ersten schriftstellerischen Versuchen und dem mehrfach aufgeführten Theaterstück «Arbeit» (1917) für die Kunst- und Architekturkritik und trug mit seinen Publikationen, wie etwa «Bauen in Frankreich, Eisen, Eisenbeton» (1928), «Befreites Wohnen» (1929) oder «Space, Time and Architecture» (1941) ebenso wie durch seine Tätigkeit als CIAM-Generalsekretär (ab 1928) massgeblich zur Verbreitung der Architekturmoderne in Europa und den USA bei.
Carola Giedion-Welcker verband das Interesse an moderner Kunst mit der Begeisterung für die literarische Avantgarde und liess komparatistische Ansätze in ihre prägnanten Analysen der zeitgenössischen Bildhauerei, Literatur und Poesie einfliessen. Ihre Aufsätze zum schöpferischen Sprachgebrauch von James Joyce (ab 1928) waren ebenso wegweisend wie ihr Überblickswerk «Moderne Plastik» (1937) oder ihre Monographien zu Hans Arp (1957) und Constantin Brâncuși (1958).
Die Interessen und Fragestellungen der beiden Kunsthistoriker zeichnen sich durch ihre besondere Nähe aus, sie überschnitten und ergänzten sich seit ihrem Studium in München und wurden vereinzelt durch gemeinsame Projekte, wie etwa die Ausstellung «Abstrakte und surrealistische Malerei und Plastik» (1929) im Zürcher Kunsthaus, sichtbar. Die meiste Zeit aber agierten beide unabhängig voneinander. Selbst nach Sigfried Giedions Berufung nach Harvard (1938) und der kriegsbedingten mehrjährigen Trennung der Familie zwischen 1941 und 1945 verfolgte Carola Giedion-Welcker ihren Weg weiter und legte ihre Erkenntnisse in den Publikationen «Die neue Realität bei Guillaume Apollinaire» (1945) und «Anthologie der Abseitigen» (1946) dar. Sigfried Giedion untersuchte zur selben Zeit die Geschichte der Mechanisierung des Alltags und publizierte nach seiner Rückkehr das von den Eindrücken des Krieges geprägte Werk «Mechanization takes Command» (1948).
Über ihr gesamtes Leben, besonders aber während der Kriegsjahre, bestand ein intensiver Briefkontakt zwischen dem Ehepaar, der ihre Arbeit beleuchtet und die persönliche und fachliche Nähe der beiden eindrücklich wiedergibt.
Gemeinsam war Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker auch ihr grosser Freundeskreis, der sich in ihrem Zürcher Domizil im Doldertal 7 traf. Die Gästeliste der von ihnen bewunderten und geförderten Protagonisten reicht von Hans Arp, Marcel Breuer, Max Ernst, Walter Gropius, James Joyce, László Moholy-Nagy, Kurt Schwitters über Alvar Aalto bis zu den Künstlern und Architekten der nächst jüngeren Generation wie Eduard Neuenschwander, Hugo Weber, Norbert Kricke oder Jürgen Partenheimer. Personen aus den verschiedensten Sparten fanden bei Giedions eine Plattform für den intellektuellen Austausch, aber auch einen Rückzugsort für Konzentration und Ruhe. Das herrschaftliche Haus im Doldertal, das eine bedeutende Kunstsammlung und Bibliothek beherbergte, war damit über Jahrzehnte ein Kraftort der modernen Architektur, Kunst und Literatur.
Ziel des Projektes ist es, die Anfänge von Sigfried und Carola Giedion-Welckers Interesse an der zeitgenössischen Kunst und Architektur sowie die kontinuierliche Internationalisierung ihrer Kontakte nachzuzeichnen und ihre Lebens- und Arbeitsweise zu untersuchen. Die integralen Nachlässe von Sigfried Giedion im gta Archiv der ETH Zürich und Carola Giedion-Welcker im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, SIK-ISEA, ebenso wie die surrealistische Bibliothek Carola Giedion-Welckers am Romanischen Seminar – AVL der Universität Zürich und die Bestände der Zürcher James Joyce-Stiftung bieten dafür beste Voraussetzungen.
Dr. Almut Grunewald
Dr. Almut Grunewald, Bettina Zimmermann
Seit Mai 2016
Sigfried Giedion (1888–1968) und Carola Giedion-Welcker (1893–1979) sind beide auf eigene Weise für ihre Pionierleistungen auf den Gebieten der modernen Architektur, Kunst und Literatur bekannt.
Sigfried Giedion entschied sich nach ersten schriftstellerischen Versuchen und dem mehrfach aufgeführten Theaterstück «Arbeit» (1917) für die Kunst- und Architekturkritik und trug mit seinen Publikationen, wie etwa «Bauen in Frankreich, Eisen, Eisenbeton» (1928), «Befreites Wohnen» (1929) oder «Space, Time and Architecture» (1941) ebenso wie durch seine Tätigkeit als CIAM-Generalsekretär (ab 1928) massgeblich zur Verbreitung der Architekturmoderne in Europa und den USA bei.
Carola Giedion-Welcker verband das Interesse an moderner Kunst mit der Begeisterung für die literarische Avantgarde und liess komparatistische Ansätze in ihre prägnanten Analysen der zeitgenössischen Bildhauerei, Literatur und Poesie einfliessen. Ihre Aufsätze zum schöpferischen Sprachgebrauch von James Joyce (ab 1928) waren ebenso wegweisend wie ihr Überblickswerk «Moderne Plastik» (1937) oder ihre Monographien zu Hans Arp (1957) und Constantin Brâncuși (1958).
Die Interessen und Fragestellungen der beiden Kunsthistoriker zeichnen sich durch ihre besondere Nähe aus, sie überschnitten und ergänzten sich seit ihrem Studium in München und wurden vereinzelt durch gemeinsame Projekte, wie etwa die Ausstellung «Abstrakte und surrealistische Malerei und Plastik» (1929) im Zürcher Kunsthaus, sichtbar. Die meiste Zeit aber agierten beide unabhängig voneinander. Selbst nach Sigfried Giedions Berufung nach Harvard (1938) und der kriegsbedingten mehrjährigen Trennung der Familie zwischen 1941 und 1945 verfolgte Carola Giedion-Welcker ihren Weg weiter und legte ihre Erkenntnisse in den Publikationen «Die neue Realität bei Guillaume Apollinaire» (1945) und «Anthologie der Abseitigen» (1946) dar. Sigfried Giedion untersuchte zur selben Zeit die Geschichte der Mechanisierung des Alltags und publizierte nach seiner Rückkehr das von den Eindrücken des Krieges geprägte Werk «Mechanization takes Command» (1948).
Über ihr gesamtes Leben, besonders aber während der Kriegsjahre, bestand ein intensiver Briefkontakt zwischen dem Ehepaar, der ihre Arbeit beleuchtet und die persönliche und fachliche Nähe der beiden eindrücklich wiedergibt.
Gemeinsam war Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker auch ihr grosser Freundeskreis, der sich in ihrem Zürcher Domizil im Doldertal 7 traf. Die Gästeliste der von ihnen bewunderten und geförderten Protagonisten reicht von Hans Arp, Marcel Breuer, Max Ernst, Walter Gropius, James Joyce, László Moholy-Nagy, Kurt Schwitters über Alvar Aalto bis zu den Künstlern und Architekten der nächst jüngeren Generation wie Eduard Neuenschwander, Hugo Weber, Norbert Kricke oder Jürgen Partenheimer. Personen aus den verschiedensten Sparten fanden bei Giedions eine Plattform für den intellektuellen Austausch, aber auch einen Rückzugsort für Konzentration und Ruhe. Das herrschaftliche Haus im Doldertal, das eine bedeutende Kunstsammlung und Bibliothek beherbergte, war damit über Jahrzehnte ein Kraftort der modernen Architektur, Kunst und Literatur.
Ziel des Projektes ist es, die Anfänge von Sigfried und Carola Giedion-Welckers Interesse an der zeitgenössischen Kunst und Architektur sowie die kontinuierliche Internationalisierung ihrer Kontakte nachzuzeichnen und ihre Lebens- und Arbeitsweise zu untersuchen. Die integralen Nachlässe von Sigfried Giedion im gta Archiv der ETH Zürich und Carola Giedion-Welcker im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, SIK-ISEA, ebenso wie die surrealistische Bibliothek Carola Giedion-Welckers am Romanischen Seminar – AVL der Universität Zürich und die Bestände der Zürcher James Joyce-Stiftung bieten dafür beste Voraussetzungen.
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Dr. Almut Grunewald